Gladbachs Trainer Dieter Hecking vertraute im Vergleich zum furiosen 3:5 bei der TSG 1899 Hoffenheim , die sich zuvor an diesem 30. Spieltag erstmals für Europa qualifiziert hatte , auf dieselben elf Akteure. Raffael und Hazard fehlten somit weiterhin im Kampf um die Europa-League-Plätze.
Dortmunds Coach Thomas Tuchel, der aufgrund des Bombenanschlags auf den BVB-Bus weiterhin einen gesunden Mittelweg zwischen Alltag und psychologischer Bewältigung finden musste , warf im Vergleich zum Champions-League-Aus in Monaco (1:3 im Rückspiel, zuvor 2:3 im Hinspiel) abermals die Rotationsmaschine an: Bender, Kapitän Schmelzer, Castro, Dembelé und Pulisic starteten anstelle von Sokratis (muskuläre Beschwerden), Piszczek, Weigl, Kagawa und Aubameyang (allesamt Bank). Für den Gabuner und Top-Torjäger (26 Saisontore, ebenso viele wie Lewandowski) war dies das erste Mal auf der Bank in dieser Bundesliga-Saison.
Reus gegen den Ex- und Lieblings-Klub
Doch auch ohne den extrovertierten Stürmer ging es beim BVB mit furiosem Pressing zügig voran - und auch direkt zum 1:0: Nach einem katastrophalen Ballverlust von Christensen im Aufbau von war Pulisic, der an diesem Abend im Alter von 18 Jahren und 216 Tagen sein bereits 50. Pflichtspiel absolvierte, auf und davon und zog von der linken Seite Richtung Strafraum. Dahoud funkte hier mit dem rechten Bein dazwischen und brachte das Dortmunder Juwel zu Fall. Allerdings eher außerhalb. In jedem Fall eine schwierige Entscheidung, Referee Wolfgang Stark entschied auf Elfmeter (9.). Der ehemalige Gladbacher Reus übernahm die Verantwortung, verwandelte sicher in die Tormitte (10.) und traf damit erneut gegen den beliebten Ex-Verein: Mit diesem Treffer war der Nationalspieler im achten Duell nun schon an zehn Toren direkt beteiligt (5 Treffer, 5 Assists).
Die Führung war zu diesem Zeitpunkt bereits verdient, im weiteren Verlauf noch weit mehr: Die Westfalen waren über die gesamten ersten 45 Minuten das klar tonangebende Team, das passsicherer agierte, mutig presste und schlichtweg mehr in Richtung Tor unternahm. Dembelé ließ nach starkem Zuspiel von Pulisic gar das 2:0 liegen, Sommer parierte (12.). Zudem hätte es den nächsten Elfmeter für den BVB geben müssen: Strobl stieg mit gestrecktem Bein überhart Sahin auf den linken Knöchel (16.), dieses Mal blieb die Pfeife aber stumm. Bitter: Der türkische Nationalspieler musste bandagiert und ausgewechselt werden (22.) .
Stindl bringt Gladbach zurück
Für Sahin kam Merino - und der Eingewechselte sollte noch eine tragende Rolle im ersten Abschnitt spielen: Der Spanier brachte nämlich ein komplett harmloses Gladbach mit einem katastrophalen Querpass in Hahns Fuß zurück ins Spiel: Der Angreifer passte links in den Strafraum zu Stindl - und der VfL-Kapitän verwandelte sicher zum insgesamt schmeichelhaften 1:1 (43.).
Bundesliga, 30. Spieltag
Schmelzer trifft - ins falsche
Der zweite Abschnitt hatte dann direkt den nächsten Rückschlag für die Westfalen parat - und wieder beteiligte sich ein Mann aus den eigenen Reihen daran: Nach einer Wendt-Ecke scheiterte erst Stindl mit seinem Volleyschuss. Wendt setzte aber nach und brachte einen weiteren Pass, dieses Mal flach, scharf in den Strafraum. Dort langte Schmelzer unglücklich mit dem linken Fuß dazwischen und bugsierte den Ball so unhaltbar links unten ins eigene Tor (48.). Dortmund lag also plötzlich mit 1:2 zurück.
Aubameyang sticht sofort
Tuchel reagierte sofort, brachte Aubameyang für den noch nicht ganz bei 100 Prozent stehenden Reus (57.) - und bewies damit ein goldenes Händchen. Denn schon zwei Minuten später klingelte es im Gladbacher Kasten: Dembelé bediente den soeben eingewechselten Joker links im Strafraum, dort ließ der Gabuner lässig Torwart Sommer aussteigen und hob dann noch in überragender Manier den Ball aus spitzem Winkel halbhoch mit links ins Tor. Somit hatte auch der grätschende Christensen keine Abwehrchance mehr (59.). Dieses 2:2 bedeutete zugleich das 27. Saisontor für Aubameyang und die neunte Vorarbeit von Dembelé für ein "Auba"-Tor.
Guerreiro verlängert für drei Punkte
Der Ausgleichstreffer verlieh den Schwarz-Gelben merkbar neuen Aufschwung - und führte sie beinahe zum 3:2: Nach einer flachen Dembelé-Hereingabe von der rechten Seite war es Pulisic, der aus elf Metern abschloss. Der Schuss war allerdings zu unplatziert, Sommer konnte parieren (62.).
Kam als Joker, traf als Joker: Pierre-Emerick Aubameyang. Getty Images
Nach einer zwischenzeitlichen Druckphase der Fohlen mit zwei Chancen für Herrmann (jeweils 77.) blies der BVB schließlich zur erfolgreichen Schlussoffensive: Guerreiro scheiterte zunächst am rechten Pfosten (83.), ehe der portugiesische Europameister einen Castro-Freistoß perfekt mit dem Kopf zum vielumjubelten 3:2 verlängerte (87.). Mit diesem Sieg sprangen die Westfalen auf Tabellenplatz drei und überholten damit Hoffenheim. Die Fohlen dagegen kassierten den nächsten Dämpfer im Kampf um Europa.
Unter der Woche steht für beide Teams das DFB-Pokal-Halbfinale an. Die Gladbacher treffen am Dienstag (20.45 Uhr) zuhause auf Eintracht Frankfurt. Der BVB muss am Mittwoch (20.45 Uhr) zu den Bayern, bevor die Schwarz-Gelben dann am Samstag (15.30 Uhr) den 1. FC Köln empfangen. Mönchengladbach gastiert zeitgleich bei Mainz 05.