Durchaus überraschend war der einzige Wechsel, den Union-Coach Urs Fischer nach dem 2:2 gegen Stuttgart vornahm, ein offensiv konnotierter: Bülter kam für Gießelmann in die Startelf der Eisernen.
Dortmunds Trainer Edin Terzic konnte in seinem zweiten Bundesliga-Spiel auf den genesenen Meunier (nach Muskelfaserriss) zurückgreifen, der Belgier ersetzte bei seiner Rückkehr rechts hinten Morey. Im Vergleich zur gelungenen Premiere gegen Bremen brachte Terzic außerdem anstelle von Bellingham Can, den er bereits zuvor mit einem Sonderlob bedacht hatte. In der Sturmspitze begann erneut der 16-jährige Moukoko.
Vergleichbare Hochkaräter auf beiden Seiten: Luthe und Bürki retten
In den letzten Wochen hatte Union sich den Ruf als Blitzstarter der Liga erarbeitet - und auch am Freitagabend hätten sie dem BVB beinahe eine kalte Dusche verpasst. Bei einem weiten Trimmel-Pass befanden sich die Dortmunder noch im Tiefschlaf, Hummels rettete im letzten Moment noch gegen den allerdings aus abseitsverdächtiger Position gestarteten Awoniyi (2.). In der Folge gestalteten die Köpenicker die Partie vollkommen ausgeglichen - was sich auch im Verhältnis der Großchancen manifestierte: Sancho scheiterte nach schöner Vorarbeit von Moukoko am herausgeeilten Luthe (10.), auf der Gegenseite vergab Awoniyi eine vergleichbare Einschussgelegenheit gegen den gut reagierenden Bürki (17.).
Moukoko lässt den Pfosten beben
Bundesliga, 13. Spieltag
Insgesamt offenbarte der BVB immer wieder Probleme im Aufbauspiel und kombinierte sich kaum einmal gefährlich ins vordere Drittel. Union störte effektiv und präsentierte sich defensiv geordnet. Die Konsequenz: Das Geschehen spielte sich überraschend viel in der Hälfte der Dortmunder ab, immer wieder kam Union in aussichtsreiche Positionen, spielte diese aber durch die Bank weg nicht gut zu Ende.
Nur in dieser Hinsicht war im ersten Durchgang ein ansonsten kaum sichtbarer Qualitätsunterschied zwischen beiden Teams greifbar. Der BVB agierte im Angriffsspiel zwar zumeist nicht wirklich zielgerichtet - aber wenn, dann wurde es gleich gefährlich: Ein abgefälschter Moukoko-Schuss flog knapp vorbei (31.), unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff traf der 16-Jährige dann nach tollem Pass von Guerreiro nur den Pfosten (45.).
Awoniyi entwischt Reyna - Union in Führung
Nach dem Seitenwechsel erlangte Dortmund dann zwar mehr Spielanteile, brachte aber weiterhin zu selten Tempo in die Angriffsaktionen und lud Union durch Ungenauigkeiten im Aufbau immer wieder zu Gelegenheiten ein. Eine davon nutzte Union schließlich - natürlich nach einer Standardsituation - zum Führungstreffer: Prömel verlängerte Trimmels scharfe Ecke an den zweiten Pfosten, wo Awoniyi Reyna entwischt war und aus kurzer Distanz durch Bürkis Beine köpfte (57.).
Moukoko wird zum Rekordmann - doch Friedrich entscheidet die Partie
Rekordmann: Youssoufa Moukoko ist der jüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte. imago images
Für den zuvor lange Zeit trägen BVB fungierte der Rückstand wie ein Weckruf. Auf einmal war deutlich mehr Geschwindigkeit im Dortmunder Offensivspiel - und Moukoko avancierte zu einem ständigen Gefahrenherd. An einer Meunier-Hereingabe rutschte der Teenager noch knapp vorbei (59.), wenige Sekunden später kürte er sich dann im Alter von 16 Jahren und 28 Tagen zum jüngsten Bundesliga-Torschützen der Geschichte: Fast deckungsgleich zum Pfostenschuss im ersten Durchgang spielte Guerreiro einen tollen Steilpass auf Moukoko, der seine unheimlichen Qualitäten unter Beweis stellte und mit einem satten Linksschuss ins kurze Eck traf (60.).
Auch in der Folge war Moukoko an jeder gefährlichen Szene der nun wie verwandelt auftretenden Dortmunder beteiligt, die allerdings die letzte Durchschlagskraft vermissen ließen. Als die Drangphase der Westfalen gerade abebbte, schlug aber erneut Union zu - erneut nach einer Ecke: Diesmal machte es der BVB den Standardexperten aus Köpenick besonders einfach, Friedrich stand nach Teucherts Chip-Hereingabe komplett frei und köpfte präzise sein bereits viertes Tor in dieser Saison (78.).
Das zweite Standard-Tor wurde zum Wirkungstreffer. Die Schwarz-Gelben schienen zu verkrampfen und fanden in der Schlussphase überhaupt kein Mittel mehr, um den Abwehrriegel der Berliner zu knacken. Der BVB kassierte dadurch bereits seine fünfte Saison-Niederlage, Union rückte in der Tabelle bis auf einen Punkt ran an die Westfalen.
Ob Dortmund zumindest noch mit einem einigermaßen guten Gefühl in die kurze Winterpause gehen kann? In der zweiten Runde des DFB-Pokals ist der BVB am Dienstag (20 Uhr) in Braunschweig zu Gast. Später am Abend (20.45 Uhr) wird Union versuchen, die Euphorie aus dem Sieg in die Partie gegen den SC Paderborn mitzunehmen.