Sowohl Bremens Trainer Florian Kohfeldt als auch Arminia-Coach Uwe Neuhaus sahen nach den jüngsten Erfolgen in der Bundesliga - Werder hatte den Krisengipfel auf Schalke mit 3:1 für sich entschieden, Bielefeld sich knapp mit 1:0 gegen den 1. FC Köln durchgesetzt - keinen Anlass für Veränderungen und schickten jeweils die identische Startelf ins Rennen.
Im Weserstadion zeigte sich in den ersten 45 Minuten ein taktisch geprägtes Spiel, bei dem Werder zwar Regie führte, aber nur wenige Highlights produzierte. Die Mannen von Kohfeldt wollten Bielefeld mit aggressivem Pressing vor große Probleme stellen, doch der Aufsteiger ließ sich davon nicht groß beirren. Zahlreiche Male spielten sich die Hanseaten kontrolliert an den Strafraum des Zweitliga-Meisters, konnten dann aber nur selten für Gefahr sorgen. Wenn es zwingend wurde, war Bittencourt so gut wie immer an der Aktion beteiligt. Der 26-Jährige sorgte für ordentlich Betrieb vor dem Kasten von Ortega und ließ in der 21. Minute schließlich das Netz zappeln, stand kurz zuvor aber im Abseits, was der VAR bestätigte.
Der Zweite zählt: Bittencourt bringt Werder in Front
Werder Bremen ließ sich davon aber nicht entmutigen, hielt sich weiterhin an den Drehplan und durfte wenig später berechtigterweise jubeln: Aktivposten Bittencourt hatte im Zentrum von der Defensive der Bielefelder deutlich zu viel Platz bekommen und vollendete einen mustergültigen Angriff mit dem Schuss zur 1:0-Führung (27.). Die Arminia setzte auf Sicherheit statt Risiko, ließ die berüchtigten Tiefenläufe vermissen und konnte über die gesamte Dauer des ersten Durchgangs nie wirklich Offensivpower entfachen.
Große Enttäuschung: Bielefelds Amos Pieper weiß, dass im Weserstadion mindestens ein Punkt möglich war. getty images
Uwe Neuhaus schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben. Bielefeld wirkte nach dem Seitenwechsel erfrischend, deutlich mutiger und spielte aktiv nach vorne. Die erste vielversprechende Möglichkeit ließ aber etwas auf sich warten, weil Werder zunächst noch alles unter Kontrolle hatte. In der 59. Minute hätte Klos dann aber durchbrechen können, doch Soukou verpasste nach Balleroberung das kurze Zeitfenster für den Steilpass. Wenig später offenbarte sich dem Bielefelder Kapitän die Riesenchance auf den Ausgleich, doch Pavlenka behielt beim Kopfball des DSC-Stürmers die Oberhand (62.).
Der Aufsteiger wurde zunehmend stärker und drückte auf den ersten Treffer, während Bremen enorme Probleme mit den Arminen hatte und kaum noch für Entlastung sorgen konnte. Das einzige Manko: Bielefeld fehlte die nötige Präzision im Abschluss. Sowohl Cordova (63./70.) als auch van der Hoorn (76.) machten zu wenig aus den vorhandenen Möglichkeiten - nichts, um genau zu sein.
Bundesliga, 3. Spieltag
Edmundsson verpasst die nächste Sensation, van der Hoorn wird zurückgepfiffen
Die Messe schien gelesen, die letzten Sekunden der Nachspielzeit gingen ins Land - und plötzlich zappelte der Ball im Netz. Schiedsrichter Robert Schröder ließ aber die Pfeife schrillen - Offensivfoul vom vermeintlichen Torschützen van der Hoorn! Ausgerechnet Edmundsson, der Bielefeld gegen Köln mit seinem geschichtsträchtigen Treffer zum Sieg geführt hatte, hätte kurz zuvor den Ausgleich machen müssen, brachte den Kopfball aber zu zentral auf den Kasten von Pavlenka, der zur Seite abwehrte. Den Nachschuss versenkte van der Hoorn zwar, leistete sich dabei aber ein Foulspiel, weshalb der Unparteiische den Treffer für ungültig erklärte (90.+5).
So verpasste die Arminia nach einem dominantem Auftritt in der zweiten Hälfte den verdienten Ausgleich und musste sich erstmals in einem Ligaspiel im Kalenderjahr 2020 geschlagen geben (zuvor zehn Siege und acht Remis).
Werder ist nach der Länderspielpause am 17. Oktober (15.30 Uhr) beim SC Freiburg zu Gast, Bielefeld empfängt drei Stunden später (18.30 Uhr) den FC Bayern München.