Eigentlich war diese Partie, die eigentlich am 3. Spieltag stattfinden hätte sollen, mit 3:0 für Juventus gewertet worden. Im Dezember hatte das Gericht dann aber entschieden, dass das Duell nun doch wiederholt werden muss. Daher trafen beide Mannschaften - nach zunächst nochmals verschobener Ansetzung - an diesem Mittwochabend im Turiner Allianz Stadium knappe zwei Monate nach dem eigentlichen Rückspiel (1:0 für Neapel) aufeinander.
Juve beginnt stark
Im Gegensatz zu den oft blutleeren wie ideenarmen Auftritten der letzten Wochen trat die Alte Dame an diesem Abend von Beginn an mit veränderter Körpersprache auf. Die Bianconeri kontrollierten die erste Hälfte, in der sie fast 70 Prozent Zweikampfquote hatten. So gehörte den Hausherren auch die erste Chance, Cristiano Ronaldo verpasste einen Kopfball aus nächster Nähe buchstäblich haarscharf (2.). Juventus drückte weiter in Person von Morata (5.) und Chiesa (9.), bis CR7 wieder ziemlich frei im Strafraum auftauchte. Diesmal erledigte der mehrmalige Weltfußballer die Aufgabe nach toller Vorarbeit von Chiesa souverän und traf flach ins linke Eck zur Führung (13.). Danach meldete sich Neapel erstmals offensiv zu Wort, Fabian Ruiz vergab aus dem Rückraum (16.).
Mit der Führung im Rücken spielten es die Bianconeri zwar weiterhin kontrolliert, es fehlte aber meist die letzte Konsequenz im Spiel nach vorne. Erst in den Minuten vor der Pause kam Cuadrado noch einmal zum Abschluss nach einem tollen Solo (38.). Im direkten Gegenzug hatte auch SSC-Kapitän Insigne die Chance, vergab jedoch aus der Distanz (40.).
Dybala trifft bei Comeback nach Einwechslung
Nach dem Seitenwechsel kamen veränderte Neapolitaner aus der Kabine: Das Team von Gennaro Gattuso agierte druckvoller und zielstrebiger, profitierte aber auch von einer nachlässigeren und eher verhalteneren Alten Dame, die den energischen Auftritt aus der ersten Hälfte vermissen ließ. Di Lorenzo prüfte den wegen Gotteslästerung zuletzt gesperrten und dieses Mal aufgebotenen Buffon ein erstes Mal (48.). Der Keeper, der im Sommer eventuell nochmals ein neues Abenteuer sucht, parierte allerdings wie auch beim nächsten Versuch von Insigne (59.).
Nach einer Stunde erstarkte dann Juventus wieder, wurde aber nicht zwingend genug. Bis zur Einwechslung von Dybala: Der lange verletzte wie vermisste Argentinier stand erstmals seit seiner Innenbandverletzung Anfang Januar auf dem Feld, brachte sofort frische Energie mit - und traf direkt! Mit einem Schlenzer von der Strafraumkante besorgte der Techniker, der jüngst wie auch die eingewechselten Arthur sowie McKennie von Trainer Andrea Pirlo nach einem Corona-Vertoß suspendiert worden war, das erlösende 2:0 (73.). Nach dem zweiten Tor ließ sich Juve nun komplett fallen und überließ Neapel die Partie. Der Ligafünfte nahm das an, im Spiel nach vorne fehlte jedoch zu oft der letzte Pass. Somit sorgte letztlich nur ein Elfmeter fürs Anschlusstor: Chiellini foulte Osimhen im Strafraum, Insigne übernahm und verwandelte sicher (90.). In der Nachspielzeit warfen die Neapolitaner zwar noch einmal alles nach vorne, kamen aber nur noch durch Osimhen zu einem Abschluss, den de Ligt blockte (90. + 3).
Und damit gewann der noch amtierende Serienmeister (zuletzt fünf Scudetti am Stück) das so wichtige Nachholspiel gegen Südrivale Napoli, verhinderte damit den Absturz auf Rang 5 - und sicherte womöglich auch Pirlo den Job. Schließlich war im direkten Vorfeld von einer möglichen Entlassung bei einer Niederlage berichtet worden.