Allzu gefährlich war der Schuss nicht. Es war zwar eine aussichtsreiche Position, in der James zum Schuss kam - der 21-Jährige verzog aber und setzte den Ball flach am Madrider Tor vorbei.
Es war die letzte Abschlusssituation eines recht einseitigen Spiels. Eine Situation, die im Grunde nicht der Rede wert war, die aber doch eine gewisse Aussagekraft hatte. Denn: James' harmloser Schuss in der dritten Minute der Nachspielzeit war gefährlicher als alles, was Real in der gesamten zweiten Hälfte zustande brachte.
Als Schiedsrichter Daniele Orsato kurz nach James' Schuss abpfiff, fiel Thomas Tuchel am Spielfeldrand Thiago Silva um den Hals: Chelsea stand zum ersten Mal seit 2012 im Finale der Champions League und machte damit das dritte inner-englische Endspiel nach 2008 (Chelsea - Manchester United) und 2019 (Liverpool - Tottenham) perfekt.
Champions League, Halbfinale
15:7 - eine Statistik, die Bände spricht
Wie verdient Chelseas Finaleinzug war, belegte vor allem eine Statistik: 15:7 - so viele Torschüsse hatten die Blues in den 90 Minuten an der Stamford Bridge abgegeben. Während Real im ersten Durchgang zumindest zweimal gefährlich wurde (Benzema 25., 36.), beide Male aber nicht erfolgreich war, ging Chelsea nach knapp einer halben Stunde in Führung: Kanté fand Havertz mit einem klugen Pass im Madrider Strafraum, der 21-Jährige scheiterte zwar per Lupfer an der Latte, doch Werner war zur Stelle und köpfte ungehindert ein (28.).
Wie schon beim 1:1 im Hinspiel spielte Real mit einer Dreierkette - und taumelte nach der Pause von einer Verlegenheit in die nächste, da es auch Rückkehrer Sergio Ramos vermochte, der Hintermannschaft Stabilität zu verleihen.
Die Blancos wankten bedenklich, Havertz (47., Latte, 59.), Mount (53.) und Kanté (66.) kamen zu hundertprozentigen Chancen - doch erst in der Schlussphase machten die Blues alles klar: Der eingewechselte Pulisic fand Mount mit einer flachen Hereingabe am Fünfmeterraum - die Entscheidung (85.).
Real wurde im gesamten zweiten Durchgang kein einziges Mal so richtig gefährlich - am Ende stand das Aus.