Mainz-Coach Jan-Moritz Lichte, dessen Position aufgrund der mageren Sechs-Punkte-Ausbeute aus elf Spielen extrem geschwächt ist, drehte nach der frustrierenden 0:1-Niederlage gegen Bremen erwartungsgemäß schwungvoll am Personalkarussell: Der seit fünf Spielen erfolglose Mainzer Top-Stürmer Mateta (sieben von zwölf Treffern) wurde im Angriffszentrum von Onisiwo ersetzt. Außerdem rückten Burkardt, Kapitän Latza, Barreiro und Kilian für Stöger, Fernandes, Kunde und Aaron in die Startformation.
Bochums Trainer Thomas Reis sah nach dem souveränen 3:0-Sieg gegen Heidenheim keinen großen Bedarf für Änderungen, wechselte lediglich einmal: Neuzugang Masovic (FC Brügge), der gegen den FCH sein Startelfdebüt für Bochum gab, musste auf der Sechs wieder Platz für Tesche machen.
"Wir müssen höllisch aufpassen", mahnte der VfL-Coach noch vor dem Pokalduell. In Mainz war es aber seine Mannschaft, die das Spiel in die Hand nahm und um Offensivaktionen bemüht war. Beinahe ausschließlich ging es über die linke Bochumer Seite von Holtmann, dessen zahlreiche Flankenversuche jedoch versiegten. Die Rheinhessen nämlich warteten mit einer kompakten Viererkette auf, machten das Zentrum dicht und ließen den Bochumer Angriff um die Sieben-Tore-Männer Zulj und Zoller verzweifeln.
Gnadenloses Mainz: Erst Bunker, dann Sturmlauf
Selbst kümmerten sich die Nullfünfer zunächst eher sekundär um offensive Belange, gingen aber bereits mit dem ersten Versuch in Führung: Boetius vollendete einen schnell ausgespielten Konter mit einem wuchtigen Schuss in den Knick (7.). Nach dem frühen Erfolgserlebnis schalteten die Mainzer einen Gang zurück, überließen Bochum wieder den Ball und lauerten auf Konter. Die Reis-Elf brachte nach wie vor aber keinen ernstzunehmenden Abschluss zustande. Anders die Gastgeber, die in den Minuten vor der Pause noch einmal mächtig aufdrehten und auf den zweiten Treffer drückten - letztlich vergeblich, weil Riemann etwas dagegen hatte (36./39./42.) und Ex-Bochumer Latza eine hundertprozentige Gelegenheit liegenließ (38.).
DFB-Pokal, 2. Runde
So war für die Gäste aus dem Ruhrpott natürlich noch alles drin. Bereits fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff hätte Mainz der fahrlässige Umgang mit den gebotenen Möglichkeiten vor der Pause teuer zu stehen kommen können, doch Bella Kotchap köpfte aus kurzer Distanz nur ans Außennetz. Doppelt bitter für den VfL, weil sich kurz darauf die Ausgangslange verschlechterte: Latza stand nach genialer Vorarbeit von Quaison völlig blank im Rückraum und stellte die Zwei-Tore-Führung her (55.).
Tesche mit der letzten Aktion
Bochum aber gab sich nicht auf und durfte tatsächlich noch einmal Hoffnung schöpfen, weil Aktivposten Holtmann nach Vorarbeit von Blum präzise ins untere Eck vollstreckte (66.). In der Schlussphase liefen die Gäste Sturm auf den Kasten von Zentner, Mainz ließ sich weit in die eigene Hälfte drücken und konnte kaum noch für Entlastung sorgen. Es schien aber lange so, als würde der Bundesligist mit dem blauen Auge davonkommen, weil Ganvoula (81.) zunächst den Ausgleich aus wenigen Metern verpasste, doch mit der letzten Aktion der vierminütigen Nachspielzeit rettete Tesche seine Mannschaft mit dem Kopfball zum 2:2 in die Verlängerung.
Bochum reklamiert, während Riemann fliegt
Und die begann erst einmal ziemlich unspektakulär, weil beide Mannschaften noch kein großes Risiko eingehen wollten. Plötzlich aber wurde es turbulent: Im Mainzer Strafraum blieb die Pfeife nach einem Handspiel stumm (95.), wenige Augenblicke später schrillte aber ein Pfiff durch das leere Stadion - Martin Petersen hatte eine Grätsche von Riemann weit außerhalb des Strafraums als Notbremse geahndet und schickte den VfL-Keeper mit glatt Rot vom Platz. Das einzig Positive daran: Das Wechselkontingent war noch nicht aufgebraucht und Ersatzkeeper Drewes kam somit unverhofft zu seinem ersten Pokalspiel überhaupt. Bochum musste über 25 Minuten in Unterzahl agieren, schleppte sich aber aufopferungsvoll ins Elfmeterschießen. Mateta (117.) und Onisiwo (119.) hätten kurz vor Schluss den Deckel draufmachen können, verfehlten das Ziel aber jeweils haarscharf.
Drewes und die perfekte Elfmeter-Bilanz
Im Elfmeterschießen waren Bochum die schweren Beine gar nicht anzumerken - im Gegenteil: Alle drei Schützen des VfL verwandelten einigermaßen souverän, wohingegen Mainz kein einziges Mal an Drewes vorbeikam. Szalai traf die Latte, Stöger den Pfosten - und den entscheidenden Versuch von Mateta, der mit fast schon arrogantem Anlauf antrat, entschärfte der Schlussmann höchstpersönlich. So belohnten sich die Gäste aus dem Ruhrpott für den unermüdlichen Einsatz, schmissen Mainz aus dem Wettbewerb und sorgten für einen weiteren negativen Höhepunkt in der ohnehin schon schweren Zeit für die Rheinhessen.
Direkt nach der ungewöhnlich kurzen Winterpause steht der FSV Mainz vor einer Mammutaufgabe, muss am Sonntag, den 3. Januar, um 18 Uhr bei Triple-Sieger Bayern München in der Allianz-Arena antreten. Die Neujahresvorsätze sollten wohl dementsprechend angepasst werden. Der VfL Bochum empfängt bereits tags zuvor den SV Darmstadt 98 (13 Uhr) und will den Sprung unter die Top 3 im Unterhaus schaffen.