Havelse-Coach Jan Zimmermann war nach dem erfolgreichen Auftakt in der Regionalliga Nord (2:0-Sieg beim FC Oberneuland) zu einem Wechsel gezwungen: Offensivakteur Engelking musste in der 27. Minute ausgewechselt werden, weil er sich - wie sich später herausstellte - einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Stattdessen war der designierte Kapitän Fölster mit von der Partie.
Bei der Aufstellung der Mainzer gab es keine großen Überraschungen, aber die Antwort auf die bis zu diesem Zeitpunkt offen gelassene Torwartfrage: Achim Beierlorzer setzt auch in dieser Saison auf Zentner als Nummer eins, der Müller erneut auf die Bank verdrängt.
Dass die Mannschaft aus Niedersachsen nicht nach Mainz gekommen war, um "Fotos vom Stadion zu machen", wie Trainer Zimmermann vor dem Duell ankündigte, zeigte sie bereits kurz nach dem Anpfiff. Havelse rannte extrem früh an, setzte den Ballführenden unter enormen Druck. Die Einstellung hat sichtlich gestimmt, doch der Regionalligist war leicht übermotiviert und holte sich in den ersten 147 Sekunden bereits zwei Gelbe Karten vom Unparteiischen ab. Mainz übernahm kurz darauf - entsprechend der Erwartungen - das Kommando und verbuchte in den Anfangsminuten bereits einige vielversprechende Annäherungsversuche, doch entweder waren die Abschlüsse zu ungenau oder Quindt behielt die Oberhand.
Plume aus dem Nichts
In der 17. Minute zappelte der Ball dann im Netz, doch es waren die Havelser, die jubelten. Plume stand bei der Ballannahme im Rückraum mutterseelenallein und verbuchte ohne große Probleme den überraschenden Führungstreffer. Mainz wurde eiskalt erwischt und war nach dem kalten Schauer völlig von der Rolle. Wenige Augenblicke später wäre es beinahe noch schlimmer geworden, doch die 05-Defensive verhinderte in höchster Not den Abschluss aus dem Strafraum (18.).
DFB-Pokal - der Freitag
Im restlichen Verlauf des ersten Durchgangs lief Mainz mit hoher Frequenz an, doch es fehlten die Ideen in der Offensive - und der Schwung aus der Anfangsphase. Entweder war das Zentrum dicht oder die Zuspiele kamen schlichtweg zu ungenau. Auch aus den unzähligen Standards - ob Ecke oder Freistoß - machte die Beierlorzer-Elf relativ wenig. Lediglich beim ruhenden Ball von Brosinski wurde es gefährlich, doch der Abschluss des Linksverteidigers schnellte knapp am linken Pfosten vorbei (30.). Kurz vor der Pause ließ Boetius mit einem strammen Schuss von der Strafraumgrenze noch einmal aufhorchen, doch Quindt zeichnete sich zum wiederholten Male aus und hielt die Führung fest (44.).
Havelse will mehr - und fällt schlussendlich auseinander
In den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff übernahm der Sieger des Niedersachsenpokals überraschend das Zepter und drückte auf den zweiten Treffer. Doch Mainz-Keeper Zentner, gerade erst erneut zur Nummer eins ernannt, hatte etwas dagegen, zeichnete sich erstmals in der Partie so wirklich gegen Jaeschke aus (48.) und blieb auch im Duell mit Schumacher der Sieger (51.). Sechs Minuten später schaffte Mainz den lang ersehnten Ausgleich durch Mateta, der zuvor aus kurzer Distanz nur den Keeper traf (51.).
Mainz spielte sich nach und nach in einen Rausch, während Havelse die Kräfte ausgingen und allmählich auseinanderfiel. Die Rheinhessen verbuchten zahlreiche Großchancen, ehe Szalai das Spiel drehte (77.). In der Schlussphase legten Mateta (78./90.), der seinen Dreierpack schnürte, und der eingewechselte Quaison (86.) noch nach und stellten den 5:1-Endstand her. Somit wendete der Bundesligist nach dem Vorjahres-Aus im ersten Spiel gegen Kaiserslautern (0:2) die nächste Blamage ab und sicherte sich mit großer Mühe das Ticket für die nächste Runde. Der Regionalligist aus Garbsen schrammte hingegen "knapp" an der nächsten Pokalsensation vorbei. Bei der letzten Teilnahme vor acht Jahren schmiss Havelse den 1. FC Nürnberg in der ersten Runde aus dem Wettbewerb.
Für Havelse geht es am nächsten Sonntag (14 Uhr) mit dem Regionalliga-Heimspiel gegen den VfB Oldenburg weiter. Mainz gastiert eineinhalb Stunden später zum Bundesliga-Auftakt bei RB Leipzig.