Tschechiens Trainer Michal Bilek musste nach dem 2:1-Sieg gegen Griechenland auf seine wohl wichtigste Personalie verzichten: Spielmacher Rosicky (Schlag auf die linke Achillessehne) musste angeschlagen zunächst auf der Bank Platz nehmen. Immerhin gab Torwart Cech (linke Schulter) grünes Licht und führte seine Mannschaft als Kapitän aufs Feld. In dieser standen mit Kadlec (Bayer Leverkusen) und Jiracek (VfL Wolfsburg) auch zwei Bundesliga-Akteure.
Polens Coach Franciszek Smuda setzte auf dieselbe Startelf, die sich am Dienstag, beim 1:1 gegen Russland, einen Punkt erkämpfte. Der als Nummer eins ins Turnier gestartete Torwart Szczesny stand nach seiner Rot-Sperre zwar wieder zur Verfügung, musste aber weiterhin seinem Vertreter Tyton weichen. Auch die Bundesliga-Legionäre Pisczek, Blaszczykowski, Lewandowski (alle Borussia Dortmund), Boenisch (Werder Bremen) und Polanski (Mainz 05) blieben gesetzt.
Dreimal Außennetz: Polen beginnt rasant
Polen begann, angetrieben vom eigenen Publikum, energisch und verbuchte die erste Torchance schon in der zweiten Minute: Nach einem Freistoß setzte Dudka zum Fallrückzieher an, platzierte den Ball aber nur ans Außennetz. Diese Aktion impfte dem EM-Gastgeber sofort Selbstvertrauen ein. Entsprechend legten die "Bialo-czerwoni" nach und erarbeiteten sich Möglichkeiten im Minutentakt: Obraniak zirkelte einen direkten Freistoß ans Außennetz (6.), Blaszczykowski scheiterte an Torwart Cech (8.) und Lewandowski traf das Tor erneut nur von außen (10.).
Gruppe A - 3. Spieltag
Die Tschechen mussten sich dadurch zunächst auf die Verteidigung konzentrieren. Nach vorne gestaltete die "Reprezentace" ohne das kreative Gehirn Rosicky zu wenig und fand fast überhaupt nicht statt. Dafür spielten sich die Polen in einen Rausch (bis zu 72 Prozent gewonnene Zweikämpfe), ließen bei einer Vielzahl an weiteren Chancen (13., 22.) aber die Präzision vermissen.
In der Folge mussten die Gastgeber dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Hinzu kam, dass stark einsetzende Regenfälle die Platzverhältnisse verschlechterten und damit auch das Kombinationsspiel erschwerten. So schlichen sich immer mehr Ungenauigkeiten ein. Der Spielfluss wurde empfindlich gestört. Aus dieser längeren Leerlaufphase kamen allerdings die Tschechen gestärkt hervor und entwickelten gegen Ende des ersten Durchgangs erste Halbchancen (37, 39., 41.).
Tschechien kommt verbessert aus der Kabine - Jiracek trifft
Die Entscheidung: Der Tscheche Petr Jiracek (li.) trifft zum 1:0. getty images
Zur Pause hatte sich in den Kabinen offensichtlich das Halbzeitergebnis zwischen Griechenland und Russland (1:0) herumgesprochen. Demnach wären sowohl die Tschechen als auch die Polen ausgeschieden. So gingen beide Mannschaften ruppiger in die Zweikämpfe. Mit forschreitender Spieldauer kippte die Begegnung mehr und mehr zu Gunsten der Tschechen, welche die Polen nicht mehr zur Entfaltung kommen ließen und selber mehr und mehr vor das Tor kamen.
Limbersky fand ein Durchkommen, setzte seinen Schuss aber ans Außennetz (54.), Sivok scheiterte mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an einer Glanzparade von Tyton (65.), und auch einen Baros-Hammer (68.) entschärfte der polnische Schlussmann. Die Tschechen waren nun klar tonangebend und wurden belohnt: Nach einem Konter tauchte der Wolfsburger Jiracek im Strafraum aus, umdribbelte Wasilewski und schob aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung ein (72.).
Nun war Polen gefordert und musste sich zurück in die Partie beißen. Mit Brozek und Mierzejewski brachte Smuda zwei offensive Akteure (73.). Der Zugriff auf das Spiel war aber abhanden gekommen und das Mittelfeld konnte kaum noch überbrückt werden. Erst in der Schlussphase, als der Gastgeber alles nach vorne warf, wurde es noch einmal spannend: Wasilewskis (86.) und Lewandowskis (89.) Kopfbälle fanden aber nicht den Weg ins Tor. Selbst Blaszczykowskis Hochkaräter, den Kadlec noch vor dem geschlagenen Cech abblockte, sollte nicht im Netz landen (90.+4).
Tschechien Gruppensieger - Gastgeber Polen scheidet aus
Tschechien spielt am Donnerstag (20.45 Uhr in Warschau/Polen) gegen Portugal, den Zweiten der "deutschen" Gruppe B. Polen belegt in der Abschlusstabelle den letzten Platz und scheidet aus dem Turnier aus.
Des einen Freud', ist des anderen Leid: Während Tschechien das Weiterkommen feiert, scheidet Kapitän Jakub Blaszczykowski (li.) mit seinen Polen aus. getty images