Equipe-Tricolore-Trainer Didier Deschamps musste im Vergleich zum 2:1-Achtelfinalsieg über Irland zwangsweise zwei Spieler ersetzen. Sowohl Rami, als auch Kanté fehlten nach der zweiten Gelben Karte des Turniers gesperrt. Für sie durften Umtiti und Sissoko von Beginn an ran.
Islands Trainergespann Heimir Hallgrimsson und Lars Lagerbäck sorgte für ein Novum in der langen EM-Geschichte: Auch nach dem 2:1-Sensationserfolg gegen England sahen die beiden keinen Anlass, ihre Startelf umzubauen. Somit begann zum fünften Mal die gleiche Anfangself - Rekord.
Wer gedacht hätte, dass sich die Isländer von Gastgeber Frankreich von Beginn an hinten reindrängen lassen würden, wurde eines Besseren belehrt: Den ersten Abschluss der Partie hatte in der 3. Minute Gylfi Sigurdsson, brachte jedoch keinen Druck hinter den Ball. Auch die Franzosen, die zunächst nervös wirkten, suchten den Weg in die Spitze, nach schöner Kombination über Pogba und Sissoko kam Payet aus dem Rückraum zum Abschluss, scheiterte aber (6.). Island hielt in den Anfangsminuten gut mit und hatte durch Bjarnason die Gelegenheit, in Führung zu gehen (10.).
Das Viertelfinale im Überblick
Kalte Dusche für Island - Giroud und Pogba treffen
In der zwölften Minute gab es allerdings die kalte Dusche für den Außenseiter: Matuidi spielte Giroud frei, der zog aus spitzem Winkel ab und traf durch die Beine von Halldorsson zum 1:0. Das KSI-Team ließ den Kopf nicht hängen, hatte aber in Offensivaktionen gegen Lloris das Nachsehen (16./18.). In der 20. Minute schlug dann die Stunde des französischen Superstars Pogba: Nach einem Griezmann-Eckball setzte er sich am Fünfmeterraum gegen Bödvarsson durch und wuchtete das Leder mit dem Kopf in die Maschen - 2:0.
Frankreich eiskalt
Mit dem zweiten Treffer legte sich die französische Nervosität nun endgültig, Island fand aber trotzdem Mittel und Wege, feine Nadelstiche zu setzen. Nach einer scharfen Einwurf-Flanke von Gunnarsson verfehlte Bödvarsson das Tor nur knapp (25.). Anstatt auf den dritten Treffer zu drängen, nahm der Weltmeister von 1998 das Tempo aus der Partie und ließ den Ball, begleitet von Laola-Wellen im Publikum, in den eigenen Reihen zirkulieren. Doch kurz vor der Pause zogen "Les Bleus" noch einmal das Tempo an und schlugen durch Payet (43.) und Griezmann (45.) eiskalt zu - 4:0. Zuvor hatte kein Team bei einer Europameisterschaft vier Tore in einer ersten Halbzeit erzielen können.
Sigthorsson erzielte das 1:4 für seine Farben. imago
Sigthorsson mit dem Ehrentor
Im zweiten Durchgang hatte weiterhin Frankreich die Kontrolle inne, hielt das Leder in den eigenen Reihen, agierte aber ohne viel Tempo und Risiko. Wenn das Team von Coach Deschamps aber einmal einen Gang höher schaltete, wurde es gleich gefährlich, aber Payet zielte zu hoch (50.). Frankreich bot den Nordmännern zu viel Platz, Gylfi Sigurdsson nutzte dies und servierte eine perfekte Flanke auf Sigthorsson, der am ersten Pfosten Lloris überwand (56.). Doch lange konnte sich Island nicht freuen, denn Giroud stellte, mit freundlicher Unterstützung von Halldorsson, den alten Abstand wieder her - 5:1 (59.).
Flanke Skulason - Kopfball Bjarnason - Tor
Mit dem Vier-Tore-Vorsprung im Rücken ließ es der EM-Gastgeber weiterhin ruhig angehen und eröffnete dem Gegner somit weiterhin Möglichkeiten, zu verkürzen. Doch die eingewechselten Finnbogason (61.) und Ingason (63.) scheiterten aus aussichtsreicher Position. Kurz vor Schluss, Islands Urgestein Gudjohnsen war mittlerweile eingewechselt worden (83.), war es Bjarnason, der nach Flanke von Skulason den 2:5-Endstand herstellte (84.).
Für die Isländer ist das Abenteuer Europameisterschaft vorbei. Frankreich hingegen trifft nun am 7. Juli, 20 Uhr (LIVE! bei kicker.de) im Halbfinale der Europameisterschaft in Marseille auf die deutsche Nationalmannschaft. Es wird das erste Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte bei einer Europameisterschaft sein. Bei Frankreich wird im Gegensatz zum deutschen Team kein Spieler gesperrt sein. Die Gelb vorbelasteten Akteure Giroud (60.) und Koscielny (72.) wurden frühzeitig ausgewechselt.