Gudmundsson ans Lattenkreuz - Arnautovic rutscht aus
Islands Trainergespann Lars Lagerbäck und Heimir Hallgrimsson vertraute auf dieselbe Startelf vom 1:1 gegen Ungarn und ließ seine Mannschaft erneut im 4-4-2-System auflaufen. Österreichs Coach Marcel Koller brachte nach dem 0:0 gegen Portugal einen Neuen: Dragovic verdrängte Harnik auf die Bank. Taktisch wurde aus einem 4-2-3-1 ein 3-4-3 mit Alaba in vorderster Front.
Die Partie startete direkt mit einem echten Kracher: Islands Gudmundsson zog aus 20 Metern ab und donnerte den Ball ans linke Kreuzeck (2.). Ein Weckruf für die Partie war das allerdings nicht. Beide Teams neutralisierten sich im Mittelfeld und schafften es auch aufgrund vieler Fehlpässe nicht, in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Für eine kurze Pulsbeschleunigung sorgte einzig Torwart Halldorsson, der die Kugel an den heranstürmenden Arnautovic verlor, doch der Österreicher rutschte aus und traf deshalb nicht ins leere Tor (11.).
Bödvarsson schießt Island in Führung - Dragovic vergibt vom Punkt
Gruppe F - 3. Spieltag
In der 15. Minute küsste das Spielgerät dann erneut das Aluminium: Eine direkte Ecke von Gylfi Sigurdsson klatschte an den rechten Pfosten, anschließend probierte es Arnason aus der Distanz, traf aber nur das Tordach (15.). Eine Szene, die das Momentum auf Seiten der Isländer ausschlagen ließ, denn kurz darauf zappelte der Ball tatsächlich im Netz: Nach einem katapultartigen Einwurf von Gunnarsson in den Sechzehner verlängerte Arnason per Kopf auf Bödvarsson, der die Kugel annahm und dann aus sechs Metern zum 1:0 vollstreckte (18.).
Österreich verdaute den Rückstand nur schwer und versuchte über mehr Ballbesitz die Wende herbeizuführen. Gegen nun immer tiefer stehende Isländer fand der ÖFB aber kein Durchkommen. Das Offensivspiel von Austria war oft zu statisch, mit zu wenig Bewegung ohne Spielgerät. Einzig Arnautovic (29.) gab einen Warnschuss ab. Die Hoffnung brachte dann ein Elfmeterpfiff zurück: Skulason zog Alaba im Sechzehner am Arm herunter. Dragovic trat zum Strafstoß an, setzte die Kugel aber an den linken Außenpfosten (37.). Bis zum Pausenpfiff drückte nun Österreich, das in Person von Baumgartlinger den nächsten gefährlichen Schuss abgab (42.). Island aber nahm die 1:0-Führung mit in die Kabine.
Joker Schöpf sticht
Feines Solo: Österreichs Alessandro Schöpf trifft zum 1:1. Getty Images
Koller reagierte zur Pause und brachte mit Janko und Schöpf frische Offensivkräfte für Prödl und Ilsanker. Der zweite Durchgang startete dann mit einem Chancenfeuerwerk mit guten Möglichkeiten auf beiden Seiten (47., 49., 57.). Island zielte vorne etwas zu unpräzise, warf sich dafür aber hinten leidenschaftlich in die Schüsse (48., 53., 55.). Kniffelig außerdem eine Szene im KSI-Strafraum: Der am Boden liegende Skulason kegelte Gegenspieler Sabitzer um - ein weiterer Elfmeterpfiff blieb aber aus (48.). Nach heißen Minuten sorgte dann ein schneller Vorstoß von Team Austria für den Ausgleich: Schöpf ließ seine Bewacher mit einer Finte ins Leere laufen und traf dann aus 15 Metern zum 1:1 (60.).
Der Ausgleich führte zu weiteren Feldvorteilen für den ÖFB. Zunächst aber scheiterte Gylfi Sigurdsson nach fein herausgespieltem Spielzug an Almer (65.). Auf der anderen Seite lenkte Janko eine halbhohe Hereingabe haarscharf rechts vorbei (69.), dann tauchte Schöpf frei vor Halldorsson auf, scheiterte aber an einer Fußabwehr des Keepers (72.).
Island mauert - Österreich kommt nicht durch
In der Schlussviertelstunde nahm der Druck der Österreicher noch einmal zu - genauso wie die körperliche Komponente. Island rührte immer mehr Beton an, verteidigte teilweise mit allen zehn Feldspielern in und um den eigenen Strafraum und nahm bei jeder Möglichkeit Zeit von der Uhr. Österreich rannte zwar an, entwickelte aber kaum Durchschlagskraft. Einzig Alaba prüfte Halldorsson per direktem Freistoß (80.). Weitere zählbare Chancen sprangen für den ÖFB nicht heraus. Stattdessen setze Island einen alles entscheidenden Konter: Joker Bjarnason legte quer zum mitgelaufenen und ebenfalls eingewechselten Traustason, der zum 2:1-Endstand einschob (90.+4).
In der Abschlusstabelle der Gruppe F belegt Island damit den zweiten Platz und trifft nun im Achtelfinale auf England (Montag, 21 Uhr in Nizza). Österreich muss als Vierter die bittere Heimreise antreten.