Anghel Iordanescu warf in seinem 100. Spiel als Trainer der rumänischen Nationalmannschaft nach dem 1:1 gegen die Schweiz die Rotationsmaschine an und wechselte gleich auf fünf Positionen: Rat, Pintilii, Torje, Chipchiu und Keseru mussten auf der Bank Platz nehmen, dafür starteten Matel, Hoban, Popa, Stanciu und Alibec von Beginn an.
Albaniens Coach Giovanni de Biasi beließ es nach der 0:2-Niederlage gegen Gastgeber Frankreich bei nur einer Änderung. Basha rutschte in die Startformation und ersetzte dort Kukeli.
Die Voraussetzungen für beide Teams, noch das Achtelfinale zu erreichen, waren vor dem Anpfiff nicht die besten: Rumänien hätte bei einem eigenen Sieg auf französische Schützenhilfe hoffen müssen, um mit Platz zwei die Runde der letzten 16 sicher zu erreichen, die Albaner hätten selbst bei einem Sieg nur noch theoretische Chancen auf ein Weiterkommen.
Gruppe A - 3. Spieltag
Rumänien drängt - Albanien wirkt unsicher
In den Anfangsminuten nahmen die Rumänen das Heft des Handelns in die Hand, erste Annäherungen durch Stancu (3.) und Hoban (5.) blieben aber erfolglos. Das Team von Trainer-Jubilar Iordanescu ließ sich aber nicht beirren und rannte weiterhin an. Nach einem verunglückten Hysaj-Befreiungsschlag zog Stancu in der achten Minute aus 17 Metern volley ab, aber Berisha war zur Stelle. Die Albaner, die sich bei gegnerischem Ballbesitz tief am eigenen Strafraum positionierten, wirkten in Bedrängnis defensiv nicht sattelfest und ließen durch Alibec einen weiteren Abschluss zu (14.).
Spielanteile drehen sich - "Kuq e zinjte" nun überlegen
Nachdem sich Basha in der 20. Minute das erste Mal dem rumänischen Tor angenähert hatte, ergab sich für Lenjani die bis dato größte Chance der Partie, er jagte das Leder aus sieben Metern aber freistehend über das Gehäuse (23.). Dies war für die Albaner eine Art Schlüsselmoment - die "Kuq e zinjte" (Rot-Schwarzen) rissen nun die Spielanteile an sich und trieben das Leder vorwiegend über die linke Seite in Richtung rumänisches Tor. Bei den "Tricolorii" hingegen ging nicht mehr viel zusammen, das Flügelspiel um Rechtsaußen Popa war vollkommen zum Stillstand gelangt. Ganz im Gegensatz dazu die Albaner: Erst scheiterte Memushai am rumänischen Keeper (35.), dann verzog Basha nach einer Ecke freistehend aus elf Metern (36.). In der 44. Minute, es hatte sich angedeutet, passierte in Lyon historisches: Der Weltranglisten-42. ging durch Sadiku in Führung und erzielte damit das erste Tor Albaniens bei einer Europameisterschaft. Nach einer Memushaj-Vorlage konnte Sadiku, begünstigt durch einen Tatarusanu-Patzer beim Herauslaufen, aus kurzer Distanz einköpfen.
Kollektiver Jubel über das erste EM-Tor der albanischen Nationalmannschaft. getty images
Tricolorii zu harmlos
In der Pause schien Coach Iordanescu nicht die richtigen Worte gefunden zu haben, denn sein Team zeigte sich kaum bis gar nicht verbessert. Stattdessen hätte Albanien mit einem Konter beinahe nachgelegt, aber Sadiku blieb an Hoban hängen (50.). In den Folgeminuten ging nicht viel zusammen - die Albaner ließen ihr klares Aufbauspiel vermissen und produzierten so vermehrt einfache Ballverluste. Trotzdem schaffte es Rumänien nicht, diese Schwächeperiode des Gegners zu nutzen. In der 63. Minute meldete sich Albanien in Person von Memushai wieder in der Partie zurück, aber Tatarusanu konnte die Situation trotz erneuter Unsicherheit bereinigen.
Nervöse Albaner mit Raum für Konter
Die Rumänen trieb nun der Mut der Verzweiflung an und beinahe hätten sie sich für dieses Risiko belohnt: Doch erst wurde Andone fälschlicherweise einer Abseitsstellung bezichtigt (72.), dann traf er aus sieben Metern halbrechter Position nur Aluminium (76.). Albanien wirkte, wie zu Beginn der Partie, defensiv zwar wieder unsicher, hatte aber gleichzeitig mehr Raum für Konter zur Verfügung. Der eingewechselte Offensiv-Flitzer Roshi hatte zweimal die Gelegenheit, einen schnellen Gegenstoß zu fahren, aber er konnte beide nicht vollenden (85./87.). Die finale Chance hatte Stanciu, dessen Schuss aus dem Rückraum allerdings das Tor klar verfehlte (90.+4).
Falls die drei Punkte der Albaner langen, um als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen, werden sie entweder auf den Sieger der Gruppe B (25. Juni 18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) oder C (26. Juni 18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) treffen. Für die Rumänen ist nach der Niederlage das Turnier beendet.