Russlands Trainer Leonid Slutskiy vertraute exakt der Formation, die beim 1:1 gegen England einen Last-Minute-Punktgewinn feierte. Der Schalker Neustädter erhielt somit erneut das Mandat für die Anfangself.
Der Coach der Slowakei, Jan Kozak, nahm nach der 1:2-Niederlage gegen Wales drei Änderungen vor. Hubocan erhielt auf der Position des Linksverteidigers den Vorzug vor dem Kölner Svento, zentral vor der Abwehr startete Pecovsky anstelle von Hrosovsky und im Sturm durfte Duda von Beginn an ran, Duris nahm dafür auf der Ersatzbank Platz.
Viele Ballverluste zu Beginn
Bei geschlossenem Hallendach in Lille entwickelte sich eine muntere Anfangsphase, in der jedoch beide Mannschaften die nötige Präzision im Passspiel vermissen ließen, häufige Ballbesitzwechsel waren deshalb die Folge. Die bissigen und zweikampfstarken Slowaken versuchten die Sbornaja frühzeitig zu attackieren. Durch erfolgreiches Pressing entsprang dann auch die erste nennenswerte Aktion: Nach Balleroberung setzte Duda am linken Strafraumeck Hamsik ein, dessen Schuss zischte jedoch über das Tor (10.).
Im Anschluss steigerten sich die Russen, sie suchten immer wieder ihren Stoßstürmer Dzyuba. Dieser kam nach einer Flanke von der rechten Seite zum Kopfball, der Angreifer von Zenit St. Petersburg bekam allerdings nicht genug Druck hinter den Ball, sodass Keeper Kozacik das Leder vor dem rechten Pfosten wegwischen konnte (23.). Das Slutskiy-Team wurde minütlich stärker, Dzyuba setzte Smolov ein, dieser dribbelte in Richtung gegnerisches Tor und zog aus ca. 20 Metern zentraler Position ab, sein Schuss rauschte nur Zentimeter am linken Pfosten vorbei (28.).
Gruppe B - 2. Spieltag
Hamsik: Erst Assist, dann Tor
Genau in dieser russischen Drangphase schlug die Slowakei eiskalt zu: Hamsik fand mit einem Traumpass auf der linken Seite Weiss, der Flügelflitzer ließ Smolnikov und Kapitän Berezutskiy mit einer Körpertäuschung stehen und Akinfeev aus wenigen Metern keine Abwehrchance - 1:0 (32.). Der Sbornaja war der Rückstand deutlich anzumerken - wer auf eine passende Antwort wartete, wurde enttäuscht. Stattdessen setzten die Slowaken nach, Hamsik dribbelte sich durch drei Gegenspieler und zog kurz vor dem Strafraum ab, der Ball ging knapp vorbei (42.). Nur wenig später machte er es jedoch besser: Hamsik nahm eine kurz ausgeführte Ecke auf und versetzte Gegenspieler Shatov. Der Schuss aufs lange Eck prallte vom Pfosten ins Netz - ein traumhaftes Tor (45.). Dies stellte den Schlusspunkt des ersten Spielabschnitts dar, der mit zwei Treffern der bislang torreichste dieser Europameisterschaft war.
War mit der Leistung seiner Mannschaft unzufrieden: Russlands Leonid Slutskiy. Getty Images
Zur zweiten Halbzeit reagierte Slutski mit einem Doppelwechsel, mit Golovin und Neustädter blieben beide Sechser in der Kabine. Doch am Spiel änderte das zunächst wenig, den Russen fehlte es an zündenden Ideen, um die slowakische Defensive ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Die Kozak-Schützlinge versuchten mit der Führung im Rücken vereinzelt Nadelstiche zu setzen. Bei einem solchen spielte Kucka Mak am linken Strafraumeck frei, der ehemalige Nürnberger schoss, Akinfeev lenkte den Ball über die Latte (54.).
Glushakov weckt Russland auf
Auch in der Folge dasselbe Bild: Die Slowakei stand kompakt, die Russen rannten kopflos und ohne Konzept an. Die nächste Chance für die Sbornaja entsprang daher auch eher dem Zufall: Smolov kam zentral zum Schuss, Durica warf sich dazwischen und blockte den Ball, der Nachschuss des eingewechselten Glushakov ging vorbei (66.). Die Russen steckten trotzdem nicht auf, sie erhöhten nun den Druck und versuchten nochmal alles. Mamaev probierte es von der Strafraumkante, er verzog jedoch deutlich (79.). Nur wenig später kam die Slutskiy-Truppe nach einem missglückten Klärungsversuch von Hubocan in Ballbesitz, Shatov flankte von der linken Grundlinie auf den Elfmeterpunkt, wo Glushakov ins rechte Eck einköpfte (80.).
Nun witterte die Sbornaja Morgenluft, ein Angriff nach dem anderen rollte auf das Gehäuse von Kozacik zu, dessen Vorderleute nun sichtlich angezählt waren. Glushakov hätte die Unordnung in der slowakischen Hintermannschaft beinahe bestraft, doch sein Schuss ging knapp vorbei (86.). Es ging Schlag auf Schlag weiter, Hubocan warf sich mit letzter Kraft in einen Schuss von Dzyuba und verhinderte den Ausgleich (89.). Die Russen rannten auch in der dreiminütigen Nachspielzeit weiter an, doch die Slowakei rettete den Sieg über die Zeit.
Russland trifft am Montag im abschließenden Gruppenspiel in Toulouse auf Wales (21 Uhr). Gleichzeitig spielt die Slowakei in St. Etienne gegen England.