Ungarns Nationaltrainer Bernd Storck wechselte nach dem spektakulären 3:3 gegen Portugal zweimal: Kadar und Nagy spielten für Korhut und Elek. Ursprünglich war auch Bremens Kleinheisler für die Startelf eingeplant, er verletzte sich aber beim Aufwärmen am Oberschenkel und fiel deshalb aus.
Der belgische Nationalcoach Marc Wilmots beließ es im Vergleich zum 1:0-Erfolg über Schweden bei einer Änderung: Mertens erhielt den Vorzug vor Ferreira-Carrasco.
Vom Anpfiff weg ließen die Belgier keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie ganz eindeutig über die höhere individuelle Klasse verfügen. Das Wilmots-Team wusste aber auch kollektiv zu überzeugen. Die Belgier spielten sowohl ihre Geschwindigkeits- als auch ihre Technikvorteile aus und ließen die bemühten, aber häufig recht hilflos anmutenden Ungarn immer wieder ziemlich alt aussehen.
Das Achtelfinale im Überblick
Die verdiente Führung ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Nachdem Lukaku (6.) und De Bruyne (7.) an Kiraly gescheitert waren, nickte Alderweireld nach Freistoß von De Bruyne aus kurzer Distanz sicher ein (10.) - der Ex-Wolfsburger De Bruyne war damit in seinen letzen zwölf Länderspielen an elf Toren direkt beteiligt (fünf Tore, sechs Vorlagen).
Im Gegensatz zu den Spielen zuvor hatten die Ungarn diesmal das Problem, dass sie nach langen Pässen nur selten an den zweiten Ball kamen, was auch der Tatsache geschuldet war, dass Stoßstürmer Szalai weitestgehend abgemeldet war. Dennoch wäre die Storck-Elf beinahe auf kuriose Weise zum Ausgleich gekommen, als Courtois bei einem Rückpass ausrutschte und dann Glück hatte, dass der Ball am Tor vorbeirollte.
Das 1:1 wäre aber alles andere als verdient gewesen, denn Belgien war mindestens eine Klasse besser. Die Roten Teufel spielten variantenreich, mal durch die Mitte, mal über die Außen und hatten leiteten in bekannter Manier nach Ballgewinn im Mittelfeld immer wieder brandgefährliche Angriffe ein. Allerdings waren die Belgier zuweilen auch viel zu verspielt, nicht konsequent und immer mal wieder auch im letzten Spieldrittel zu egoistisch.
Fehlende Effizienz: Rote Teufel verbrennen sich fast die Finger
Außer Rand und Band: Kevin De Bruyne, Michy Batshuayi, Radja Nainggolan und Eden Hazard (v.l.o. bis r.u.) nach dem 3:0. Getty Images
Durch das Auslassen zahlreicher erstklassiger Chancen - De Bruyne (15., 36., 38.), Mertens (25., 42.) und Lukaku (32.) - entwickelte sich die Partie für die Roten Teufel aber zu einem Spiel mit dem Feuer, bei dem sich die Belgier fast die Finger verbrannt hätten. Ungarn zeigte nämlich, dass es sich durchaus auf Fernschüsse versteht: Lovrencsics traf die rechte Torstange (39.), ehe Dzsudzsak aus 19 Metern hauchzart danebenschoss (41.).
Kurzweilig war es auch in Hälfte zwei, wenn auch nicht mehr ganz so hochklassig. Taktisch überließen die Belgier den Magyaren den Ball und lauerten auf Konter, die sie dann aber nicht wunschgemäß zu Ende spielten. Bemerkenswert war die enorme Zweikampfstärke des Teams von Wilmots, der einst selbst europaweit einen exzellenten Ruf als Zweikämpfer genoss. Die Belgier gewannen zwei Drittel aller Duelle. Das bedeutete aber nicht, dass die Ungarn nicht stattfanden. Ganz im Gegenteil: Die Storck-Elf besann sich auf alte Tugenden und suchte ihr Heil in Distanzschüssen und ruhenden Bällen.
Unterhaltsam blieb es allemal, das belegte allein die Torschussstatistik, die eine Viertelstunde vor Schluss 21 belgische und elf ungarische Abschlüsse verzeichnete. Die besten Gelegenheiten hatten dabei Hazard (46., 59.), De Bruyne (52.) und Nainggolan (62.) für die Roten Teufel und Szalai (50., 54.), Pinter (65.) sowie Juhasz (68.) für die Osteuropäer.
Die Entscheidung fiel schließlich in der Schlussphase, als die Ungarn an die Grenze ihrer Kräfte kamen und binnen eines Wimpernschlags zweimal eiskalt erwischt wurden: Zuerst feierte Batshuayi ein Traumdebüt, als er mit seinem ersten Ballkontakt nach toller Vorarbeit von Hazard das 2:0 markierte (78.). Kurz danach schloss Hazard einen schulbuchmäßigen Konter gekonnt ab und stellte das 3:0 her (79.). Damit war die Messe gelesen, das Spiel hatte aber noch ein paar Highlights zu bieten: Zuerst blieb Szalai (83.) und dem eingewechselten Elek (90.) der Ehrentreffer versagt, ehe der ebenfalls gekommene Ferreira-Carrasco in der Nachspielzeit den 4:0-Endstand markierte (90.+1).
Während die Ungarn nun die Heimreise antreten müssen, geht es für Belgien nach Lille, wo am kommenden Freitag das Viertelfinale gegen Wales ansteht (LIVE! ab 21 Uhr bei kicker.de).