Wenn am 32. Spieltag der Tabellenelfte den Zehnten empfängt, ist normalerweise Sommerfußball mit ordentlich Spielerrotation angesagt. Als Schiedsrichter Alexander Sather (Grimma) am Sonntagnachmittag in Aue allerdings zur Pause pfiff, waren bereits nicht weniger als sechs Tore gefallen. Hatten die Teams im Hinspiel noch sechs Minuten für die ersten beiden Treffer gebraucht, benötigte Nazarov diesmal nur vier: Zweimal kam der Auer direkt zu Beginn völlig alleine zum Abschluss, zuerst nach 35 Sekunden auf Zuspiel von Zolinski, dann nach Verlängerung von Krüger (4.).
Veilchen-Coach Dirk Schuster, der neben Rückkehrer Männel im Tor Breitkreuz und Fandrich für den gelbgesperrten Strauß und Gnjatic (Ellbogenbruch) brachte, sah nach dem spektakulären Beginn seines Teams jedoch sich schnell erholende Gäste. Nach dem doppelten Rückschlag fingen sich die Ostwestfalen und begannen, die Hausherren beinahe ohne Pause unter Druck zu setzen. Trainer Steffen Baumgart hatte nach dem 2:1 gegen Düsseldorf Ingelsson und Michel für Thalhammer und Akolo (auf der Bank) gebracht, außerdem kehrte Stammkeeper Zingerle zwischen die Pfosten zurück - und musste direkt doppelt hinter sich greifen.
Srbeny und Führich kontern Nazarov-Doppelpack
Doch Aue bekam defensiv zunehmend Probleme und kassierte nach zehn Minuten den Anschluss: Führich zog über die rechte Seite das Tempo an und legte clever kurz vor der Torauslinie zurück in die Mitte. Dort kam Srbeny relativ unbedrängt an die Kugel und schob ein - 2:1. Der Gegentreffer verunsicherte die Auer sichtlich, die dennoch beinahe das dritte Tor nachlegten, Testroet stand allerdings vor seinem Treffer knapp im Abseits (16.). Ansonsten spielte primär Paderborn, dass nach Annäherungen von Dörfler (19.) und Führich (24.) nach einer guten halben Stunde zum Ausgleich kam: Justvan bediente Michel im Strafraum, der einen Verteidiger aussteigen ließ und aus spitzem Winkel abzog. Männel bekam den Ball durch die Beine (31.).
Der 32. Spieltag
Gonther und Männel "erhöhen" für Paderborn
Nach kurzer Beruhigung nahm die Partie für das Finish des ersten Durchgangs nochmal Fahrt auf. Nach einem Collins-Sprint und dessen flacher Hereingabe in den Sechzehner bekam Gonther die Kugel während seiner Grätsche an den Arm, auf den er sich stützte - Strafstoß. Führich trat an und drehte die Partie (42.). Und die Gäste machten weiter. Dörfler schlug den Ball von rechts in den Sechzehner, der ganz fies abgefälscht wurde und auf dem Tordach landete (45.).
Nach dieser Aktion wähnten sich die meisten wohl schon in der Pause, doch ausgerechnet Rekordspieler Männel sorgte für das Finale der ersten 45 Minuten: Schonlau brachte die fällige Ecke nach Dörflers Versuch per Kopf aufs Tor, der Keeper lenkte den Ball an den Pfosten, von wo dieser absprang, gegen das hochgerissene Bein von Männel prallte und im Tor landete. Eigentor, 4:2, Pause.
Nach dem Wechsel nichts Neues
Der zweite Durchgang begann beinahe enttäuschend ruhig und benötigte mehr als zehn Minuten bis zum ersten Treffer. Zolinski zog in den Sechzehner, wo Schonlau ungestüm zu Werke ging und den Auer fällte - Strafstoß. Nazarov schnappte sich die Kugel und schnürte den Dreierpack (56.).
So sehr die beiden Offensiven für ein unfassbar unterhaltsames Spiel sorgten, so sehr zeigten beide Teams ein teils eklatant unsicheres Defensivverhalten. Sinnbildlich dafür war Ballas, der sich den Ball am eigenen Sechzehner laienhaft von Srbeny wegspitzeln ließ. Die Kugel landete bei Führich, der geistesgegenwärtig Michel bedient. Der Stürmer, der jüngst seinen Vertrag beim SCP verlängerte, ließ sich nicht zweimal bitten und markierte seinen zweiten Treffer (59.). Acht Tore, 3:5 nach noch nicht einmal einer Stunde.
Paderborn macht die Acht voll - Aue zerfällt
Doch Paderborn kannte an diesem Tag kein Erbarmen: Nach einer kleinen Pause startete der SCP die Schlussoffensive, Aues Defensive brach restlos auseinander. Zunächst lief Michel rechts in den Strafraum, ließ den heillos überforderten Bussmann mit einer einfachen Körpertäuschung aussteigen und bediente Srbeny, der mutterseelenallein sieben Meter vor dem Tor einschieben konnte (73.). Es wurde ordentlich gewechselt, was dem Paderborner Torhunger aber keinen Abbruch tat: Nach einem Auer Ballverlust in der eigenen Hälfte stellte der gerade eingewechselte Antwi-Adjei auf 7:3 (78.), ehe Akolo freistehend zum 8:3 und Schlusspunkt einköpfen durfte (82.).
Für die überrollten Auer steht am nächsten Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) die Partie in Düsseldorf an, während Paderborn zeitgleich gegen Greuther Fürth ran muss.