Kolumbiens Nationaltrainer José Nestor Pekerman beantwortete zum Turnier-Auftakt der "Cafeteros", die nach 16 Jahren auf die WM-Bühne zurückkehrten, die Stürmerfrage mit Gutierrez. Dem Angreifer von River Plate oblag es beim von Kapitän Yepes aufs Feld geführten Team also, den Ausfall von Superstar Falcao, der nach seinem Kreuzbandriss nicht rechtzeitig fit geworden war, vergessen zu machen. Auf der Bank der Südamerikaner nahm der Noch-Berliner Ramos Platz, der in der kommenden Saison für Borussia Dortmund stürmt.
Hellas-Coach Fernando Santos beorderte bei der blau-weißen Landesauswahl drei in Deutschland bestens bekannte Akteure in die Startformation. Der gebürtige Aschaffenburger Holebas verteidigte links, Sokratis – bald Teamkollege von Ramos – zentral. In vorderster Front setzte der portugiesische Trainer auf den ehemaligen Bundesliga-Torschützenkönig Gekas. Als Fixpunkt im Mittelfeld sollte Katsouranis – ein EM-Held von 2004 – das Spiel der Hellenen lenken.
Armero legt los
Beide Mannschaften hielten sich in Belo Horizonte nicht mit Abtasten auf. In einer temporeichen Anfangsphase meldete sich zunächst Griechenland zu Wort: Ein langer Ball von Katsouranis landete nach gelungener Kombination in den aufnahmebereiten Armen von Kolumbiens Keeper Ospina (2.).
Die Südamerikaner, die ebenfalls darauf bedacht waren, das Mittelfeld flott zu überbrücken, antworteten jedoch prompt. Nachdem die Kugel mehrfach gefällig Richtung Hellen-Kasten zirkuliert war, fand sie in der sechsten Minute den Weg in diesen – natürlich zur großen Freude der Kolumbien-Fans, die das Estadio Mineiro komplett in Gelb tauchten. Cuadrado setzte am rechten Strafraumrand erst sich, mit seinem überlegten Zuspiel dann den aufgerückten Armero in Szene. Von Manolas abgefälscht trudelte das Spielgerät ins linke untere Eck – 1:0 (5.)!
Gruppe C - 1. Spieltag
Die Griechen reagierten keineswegs geschockt. Im Gegenteil: Nur eine Minute später ließen sie es beinahe ebenfalls klingeln: Samaras nutzte seinen Freiraum auf dem linken Flügel, um auf Kone einzusetzen, der den Ball aus vielversprechender Position am rechten Pfosten vorbeibeförderte. Auch wenn die Intensität der Begegnung im Anschluss hoch blieb, hatten weitere Höhepunkte nun Seltenheitswert.
Die "Cafeteros" machten zwar weiterhin einen quirligen Eindruck. Dennoch war gleichsam ihr Bemühen erkennbar, die Führung zu verwalten. Hellas investierte in dieser Phase mehr in den Vorwärtsgang. Da die Südeuropäer bei ihren Angriffsanstrengungen oft aber zu behäbig und trotz mehr Ballbesitz ohne zündende Idee agierten, dauerte es bis zur 28. Minute, ehe sie sich dem Ausgleich annäherte: Nach einem Holebas-Freistoß köpfte Torosidis links am Gehäuse vorbei.
Feierten am Anfang, in der Mitte und am Ende: die kolumbianischen Kicker. Getty Images
Kolumbien verteidigte indes weiter geschickt und setzte auf Konter. Diese trug der viermalige WM-Teilnehmer allerdings meist zu unpräzise vor. Eher zufällig landete in der 37. Minute daher Ibarbos Flankenball bei James, der das Leder volley über das Tor knallte. Immerhin nahm die Partie kurz vor dem Kabinengang wieder Fahrt auf. Nachdem Cuadrados Direktabnahme ebenfalls ihr Ziel verfehlt hatte (44.), musste auf der Gegenseite Ospina sein Können unter Beweis stellen: Der kolumbianische Schlussmann entschärfte Kones Schlenzer sehenswert, rettete seinem Team so die Halbzeitführung.
Gutierrez erhöht, Gekas an die Latte
Mit unverändertem Personal nahmen die Kontrahenten die zweite Hälfte in Angriff. Unverändert blieb auch, dass in diesem Duell hüben wie drüben viel Stückwerk zu notieren war. Nur gelegentlich wurde es aufregend: Nachdem Samaras im Sechzehner zu Fall gekommen war, ließ Referee Mark Geiger aus den USA weiterspielen (47.). Salpingidis und James fehlte bei Versuchen aus der Distanz jeweils das Schussglück (49., 50.).
Eine knappe Stunde blinkte in Belo Horizonte als Spielzeit von der Anzeigetafel, als die kolumbianischen Schlachtenbummler zum zweiten Mal frenetisch jubeln durften: James schnappte sich bei einer Ecke das Leder. Aguilar verlängerte diese auf Gutierrez. Dieser drückte das Spielgerät aus der Nahdistanz ins Netz (58.)!
Was machte Griechenland, was machte Gekas? In der 63. Minute hätte die Antwort um ein Haar "Anschlusstreffer" geheißen. Torosidis brachte den Ball von der Torauslinie per Direktabnahme ins Zentrum. Der Kopfball-Torpedo von Gekas, den dieser aus vier Metern abgefeuert hatte, krachte an die Latte. Direkt danach war Schluss für den ehemaligen Bundesliga-Goalgetter, der Ex-Gladbacher Mitroglou übernahm als Solospitze.
James macht die Party perfekt
Und der Angreifer sollte bei danach um den Anschluss bemühten Griechen rasch seine erste Duftmarke setzen: Samaras ließ den Ball auf Mitroglou prallen, dessen Schuss rauschte abgefälscht am Tor vorbei (70.). Hellas probierte es unverdrossen weiter, doch dem Team von Fernando Santos mangelte es im entscheidenden Moment an Esprit und Durchschlagskraft. Die "Cafeteros" beschränkten sich darauf, den Zwei-Tore-Vorsprung abzusichern. Da Samaras Flachschuss hauchdünn links am Kasten vorbeisauste (85.), hatte Kolumbien damit Erfolg. Mehr noch: In der Nachspielzeit setzte James, bei einem Konter von Cuadrados feinem Hackentrick in Szene gesetzt, noch das 3:0 drauf (90. +3)!
Kolumbien ist in seiner zweiten Vorrunden-Partie am Donnerstag ab 18 Uhr (MESZ) gegen die Elfenbeinküste gefordert. Für Griechenlands Landesauswahl wird es sechs Stunden später gegen Japan zum zweiten Mal ernst.