England zieht zuerst
Englands Nationalcoach Roy Hodgson musste auf Flügelflitzer Oxlade-Chamberlain (Innenbandverletzung im rechten Knie) verzichten. Seine Startelf formierte sich in einem 4-2-3-1-System mit Hart im Tor sowie Johnson, Jagielka, Cahill und Baines in der Viererkette. Kapitän Gerrard und Henderson bildeten die Doppelsechs, Welbeck, Sterling und Rooney spielten im offensiven Mittelfeld. Sturridge war die einzige Spitze.
Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli musste auf den kurzfristigen Ausfall von Torwart-Routinier Buffon reagieren. Die Nummer eins knickte im Abschlusstraining um und stand wegen einer Knöchelverletzung nicht zur Verfügung. Außerdem fehlte auch de Sciglio (Oberschenkelprobleme). Prandelli beorderte Sirigu zwischen den Pfosten. Davor stellten Darmian, Barzagli, Paletta und Chiellini die Viererkette. De Rossi, Marchisio, Verratti und Aushilfs-Kapitän Pirlo formierten eine Mittelfeldraute. Sturmtank Balotelli hatte mit Candreva noch einen offensiven Zuarbeiter neben sich.
Beide Mannschaften starteten erwartet vorsichtig in die Partie, agierten aus einer gesicherten Defensive heraus und belauerten sich im Mittelfeld. Als erstes wagten sich die Three Lions aus der Reserve und suchten in der gegnerischen Hälfte schnell den Abschluss. Daraus resultierten schon früh gute Möglichkeiten für die "Three Lions" durch Sterling, der nur Zentimeter vorbeischoss (4.) und Henderson, der Sirigu zu einer Glanzparade zwang (5.). Dies blieben aber für lange Zeit die einzigen gefährlichen Aktionen im ausgerufenen "Rumble in the Jungle".
Sturridge antwortet auf Marchisio
Gruppe D - 1. Spieltag
Ansonsten hatte die Defensivarbeit Vorrang. Entsprechend zogen sich beide Mannschaften nach dem Ballverlust schnell zurück und stellten die Räume gekonnt zu. Für die jeweiligen Offensivreihen war so kaum ein Durchkommen. Also suchten auch die ballbesitzorientierten Italiener (bis über 70 Prozent) bald ihr Glück in Distanzschüssen: Candreva feuerte aus der zweiten Reihe, doch Hart wehrte ab (19.). Auf der anderen Seite grätschte Barzagli eine flache Flanke von Welbeck beinahe ins eigene Tor (24.). Auch im weiteren Verlauf setzten beide Nationen auf das "Catenaccio". Die Strafräume blieben deshalb weitestgehend verwaist.
Der Ausgleich: Englands Daniel Sturridge (r.) trifft per Direktabnahme zum 1:1. Getty Images
Mit einem Standard änderte die "Squadra Azzurra" dann aber alles: Eine kurz ausgeführte Ecke ließ Pirlo bewusst durch die Beine gleiten, dahinter wartete Marchisio 20 Meter zentral vor dem Tor stehend und donnerte das Spielgerät mit einem Flachschuss präzise ins linke Eck (35.). Das 1:0 wirkte als Knotenlöser, denn schon mit dem nächsten Angriff schlug England zurück: Sterling filetierte die italienische Hintermannschaft mit einem Steilpass von der Mittellinie. Empfänger Rooney flankte vom linken Sechzehnereck präzise auf den zweiten Pfosten, wo Sturridge in Position gelaufen war und per Direktschuss ausglich (38.).
Kurz vor dem Halbzeitpfiff entwickelten die "Azzurri" noch eine Drangphase: Erst überwand Balotelli den herausgeeilten Keeper Hart mit einem Heber aus spitzem Winkel, doch Jagielka klärte per Kopf auf der Linie (45.+2). Eine Zeigerumdrehung später donnerte Marchisio die Kugel an den linken Pfosten (45.+3). Danach war Pause.
Balotelli ist zur Stelle
Der Siegtreffer: Mario Balotelli (r.) wuchtet den Ball per Kopf zum 2:1 ins Netz. Getty Images
Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie ereignisreich: Candreva vernaschte Bewacher Baines mit einer Körpertäuschung und flankte von rechts auf den zweiten Pfosten. Dort enteilte Balotelli Cahill und köpfte zum 2:1 ein (50.). Erneut suchte England nach einer passenden Antwort und drängte offensiv nach vorne. Italien riegelte aber sofort ab und verbarrikadierte sich mit bis zu neun Feldspielern in und um den eigenen Strafraum. Dadurch kamen die Briten kaum in die Box. Einzig Rooney (54., 62.), Sturridge (60.) näherten sich mit Schüssen an, der eingewechselte Barkley scheiterte an einer Sirigu-Parade (64.).
Mit fortschreitender Spieldauer machte sich der Abnutzungskampf bei tropischer Hitze bemerkbar. Den "Three Lions", die seit dem Rückstand pausenlos angerannt waren, ging langsam aber sicher der Sprit aus. Die "Squadra Azzurra" nutzte das für punktuelle Konter. Candreva schoss vom rechten Sechzehnereck nur knapp vorbei (68.).
Italien igelt sich ein
Nach einigen personellen Wechseln brach die Schlussphase an. Italien stand immer tiefer und oft mit elf Mann im eigenen Drittel. England konnte dieses Bollwerk nicht knacken und setzte weiterhin auf Fernschüsse: Johnsons Versuch rauschte nur knapp vorbei (72.), und ein Baines-Freistoß wurde von Sirigu entschärft (77.). Trotz schwindender Kräfte behielten die Engländer den Vorwärtsgang bei und quälten sich gegen clever verwaltende Italiener nach vorne. Bei einem Gerrard-Freistoß (85.) und einem Rooney Distanzschuss (87.) fehlte es aber an Präzision. Den Schlusspunkt setzte schließlich Pirlo, der einen Freistoß auf die Latte schweißte (90.+4).
England trifft im zweiten Gruppenspiel am Donnerstag (21 Uhr MESZ) in Sao Paulo auf Uruguay, Italien erwartet am Freitag (18 Uhr MESZ) in Recife Costa Rica.