Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots vertraute in der von Kritikern als wankelmütig bezeichneten Abwehr auf Ciman, Alderweireld, Vermaelen und Vertonghen. Italiens Insigne hatte die Defensive der Roten Teufel als "nicht sehr kompakt" tituliert - ein Zitat, das Wilmots zur Extramotivation "in unsere Umkleidekabine hängen" wollte. Vor der Defensive wirbelte unter anderem Ex-Wolfsburger De Bruyne auf der rechten Außenbahn.
Auf Seiten Italiens war Barzagli, der ebenfalls eine VfL-Vergangenheit hat, Teil der Dreierkette, die Coach Antonio Conte formierte. In seinem 3-5-2 suchte man Ex-Dortmunder Immobile zunächst vergebens, der Angreifer saß zunächst auf der Bank. Eder und Pelle stürmten.
Belgien war von Anfang an daran gelegen, die Initiative zu ergreifen und Italien in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Allerdings trat die Wilmots-Elf recht behäbig und uninspiriert auf. So kam sie zunächst nur zu einer Möglichkeit: Nainggolan fand mit einem flachen Distanzschuss aus rund 25 Metern in Buffon seinen Meister (10.).
Darmian und Candreva komplettieren die Fünferkette
Rund eine halbe Stunde lang sahen die Zuschauer im Stade de Lyon eine zähe Partie, in der Belgien keine Lösungen fand gegen Italiens Defensive. Diese reihte sich bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette auf, indem sich Darmian und Candreva in die Abwehr zurückfallen ließen.
Erst nach knapp 30 Minuten nahm die Partie Fahrt auf - und das lag ausschließlich an der Squadra Azzurra. Pelle gab den ersten Torschuss des Conte-Teams aus gut 20 Metern ab, der das lange Eck knapp verfehlte (29.). Kurz darauf ging Italien in Führung: Bonucci schlug einen herrlichen Flugball über den halben Platz, Alderweireld unterlief diesen - und Giaccherini schlenzte die Kugel nach mustergültiger Ballannahme in die Maschen (32.).
Pelle lässt das 2:0 leichtfertig liegen
Ließ die Großchance zum 2:0 per Kopf liegen: Graziano Pelle. getty images
Wenig später boten sich Italien zwei weitere gute Chancen: Candreva zwang Courtois zunächst aus der zweiten Reihe zu einer Glanzparade (35.), ehe Pelle völlig freistehend aus sechs Metern vorbeiköpfte (36.). Dies hätte das 2:0 bedeuten müssen, so aber ging Italien mit einem knappen Vorsprung in die Kabine. Auch, weil Witsel per Distanzschuss die letzte halbwegs aussichtsreiche Gelegenheit des ersten Durchgangs liegen ließ (39.).
Gruppe E - 1. Spieltag
Nach Wiederbeginn attackierte Belgien früher und war gewillt, den Rückstand umzubiegen. Lukaku hatte nach acht Minuten die Großchance zum 1:1 auf dem Fuß, doch sein Lupfer von der Strafraumgrenze verfehlte das Gehäuse. Beim unmittelbaren Gegenangriff zwang Pelle Courtois per Kopf zu einer Großtat, der belgische Schlussmann parierte mit den Fingerspitzen (54.).
Origi hat das 1:1 auf dem Kopf
Fortan rannten die Roten Teufel an. Da sich Italien nach Ballverlusten schnell zurückzog und konzentriert verteidigte, boten sich Belgien kaum Räume. Die Folge: eine Angriffswelle nach der anderen, die ins Leere lief. Erst in der Schlussphase hatte Wilmots' Team eine Großchance zum 1:1. Origi kam aus rund fünf Metern frei zum Kopfball und setzte den Ball vorbei (82.).
Kurz darauf hatte der eingewechselte Immobile bei einem Konter die Entscheidung auf dem Fuß, seinen strammen Schuss von der Strafraumkante parierte Courtois glänzend (84.). Pelle war der Schlusspunkt vorbehalten: Candreva flankte im Sechzehner nach einem schnellen Gegenstoß an den Fünfmeterraum, Pelle jagte die Kugel volley ins Netz - 2:0 (90.+3).
So kann die Squadra Azzurra in Toulouse ihr zweites Gruppenspiel am Freitag (15 Uhr) gegen Schweden mit weitaus weniger Druck angehen als Belgien tags darauf (15 Uhr) seine Partie gegen Irland in Bordeaux.