Köln-Coach Peter Stöger konnte im Vergleich zur 1:1-Punkteteilung in Ingolstadt wieder auf Hector zurückgreifen, der für Vogt im defensiven Mittelfeld auflief. Neu im Team war Mladenovic, der auf der linken Verteidigerposition ran durfte. Heintz rückte dafür wieder in die Innenverteidigung, Mavraj musste dafür auf der Bank Platz nehmen. S04-Trainer André Breitenreiter vertraute trotz der Strapazen unter der Woche exakt der Elf, die den 3:2-Heimerfolg gegen den HSV eingefahren hatte.
Vor der Partie gedachten die Zuschauer Hannes Löhr, die FC Legende war am 29. Februar verstorben. Der Bedächtigkeit auf den Rängen sollte ein wahres Feuerwerk auf dem Platz folgen. Was Köln und Schalke in der ersten Halbzeit ablieferten, war schlicht spektakulär! Los ging die wilde Achterbahnfahrt mit Schalke: Höjbjerg hob das Leder über Maroh hinweg, der Kölner griff ihm ins Gesicht und sah zu allem Überfluss seine fünfte Gelbe Karte (es sollte die einzige im ganzen Spiel bleiben). Strafstoß, Huntelaar eiskalt - 1:0. Eine Minute war gespielt.
Geis' Blackout - Fährmanns Glanztat
Alle Chancen aufzuzählen, die sich im Anschluss ereigneten, ist schlicht unmöglich. Die Highlights: Modestes Kopfball (10., knapp am Tor vorbei), Horns Weltklasseparade gegen Höjbjergs Fernschuss (12.), Modestes Fauxpas nach Bittencourts Querpass (15., der FC-Stürmer ließ den Ball durch die Beine passieren) - und die unfassbaren Szenen in der 19. Minute. Modeste lief allein auf Fährmann zu, blieb aber zweiter Sieger. Nur Sekunden später wollte Geis auf seinen Keeper zurückspielen und übersah dabei Bittencourt. Der Kölner brauchte eigentlich nur noch einschieben - doch Fährmann hechtete sich gerade noch in den Abschluss.
Stattdessen klingelte es wieder auf der anderen Seite. Nach einer abgewehrten Ecke landete das Leder über Neustädter bei Höjbjerg, der clever von der Torauslinie zurücklegte. Meyer verschaffte sich mit einer Körpertäuschung Platz und schob mit links clever aus kurzer Distanz ein - 24. Minute.
Bittencourts Tor, Belhandas Lattenschuss, Neustädters harter Einsatz
Unmittelbar darauf hätte Schalke sogar auf 3:0 erhöhen können (27., 30.) - doch nun kam endlich auch Köln zu Zählbarem. Fährmann klärte Bittencourts abgefälschten Schuss mit Mühe, im Anschluss kam Mladenovic ans Leder und flankte nochmal in die Mitte. Der kleine Bittencourt hatte viel zu viel Platz und köpfte ein (33.) - und Belhanda scheiterte zwei Minuten später am Querbalken! Geis' Distanzschuss (36., knapp vorbei) Sekunden danach verfestigte die Meinung der Zuschauer, dass man gerade einem der unterhaltsamsten Spiele der ganzen Saison beiwohnte.
Und Pause war ja auch noch lange nicht. Risse brach auf rechts durch und brachte das Leder brandgefährlich in die Mitte. Lehmann verpasste haarscharf, auch weil Neustädter ihn störte. Die Kölner forderten Strafstoß, weil Neustädter ihn am Oberschenkel getroffen hatte (43.). Mit einer Großchance für Mladenovic (45., Fährmann verhinderte Schlimmeres) ging es in die Pause - durchschnaufen!
Der 25. Spieltag
Man durfte gespannt sein, ob die beiden Teams dieses unglaubliche Tempo halten können würden. Ganz so verrückt wie in Hälfte eins sollte es zwar nicht zugehen, doch es blieb richtig spannend - weil Köln volles Risiko spielte. Die Königsblauen sahen sich einem brutalen Dauerdruck ausgesetzt, da Köln ein Pressing aufzog, das die Schalke vor Riesenprobleme stellte. Und die Chancen kamen auch wieder zurück: Aus gut 35 Metern nahm Risse bei einem Freistoß Maß, sein Flatterball stellte Fährmann vor Probleme (60.). Die entscheidende Phase sollte aber noch auf sich warten lassen: Modeste verstolperte seine Großchance (71.), Hosiner schlenzte das Leder gekonnt Richtung Tordreieck. Doch Fährmann rettete mit den Fingerspitzen - seine vielleicht beste Parade von unzähligen in diesem Spiel (72.).
Sie war letztlich spielentscheidend. Denn in der 76. Minute machte der kurz zuvor eingewechselte di Santo nach Aogos Flanke per Kopf alles klar. Das war dann doch zu viel für die aufopferungsvoll kämpfenden Kölner. Schalke stellte sich zwar bei den anschließenden Kontern alles andere als geschickt an, doch nachdem Risse in der 90. Minute erneut an Fährmann scheiterte und Modestes reguläres Tor in der Nachspielzeit wegen Abseits zurückgepfiffen wurde, war auch dem letzten Zuschauer klar - Schalke gewinnt die Partie. Einen Verlierer hatte dieses (auch noch äußerst faire) Fußballspiel aber eigentlich gar nicht verdient.
Der 1. FC Köln gastiert am Samstag (15.30 Uhr) bei Hannover 96 und muss nach einen Punkt aus vier Spielen endlich wieder dreifach punkten. Der S04 ist am Freitagabend (20.30 Uhr) bei Hertha zu Gast in der Hauptstadt - es geht um die Champions-League-Plätze.