Bayer-Trainer Roger Schmidt rotierte nach dem äußerst kurzweiligen 4:4 in der Champions League gegen den AS Rom gleich auf vier Positionen: Für Papadopoulos, Donati, Kramer und Bellarabi (alle Bank) rückten Boenisch, Mehmedi, Brandt und Kießling in die Anfangsformation.
VfB-Coach Alexander Zorniger beließ es nach dem 1:0 gegen Ingolstadt bei zwei Änderungen: Anstelle von Serey Dié (Gelb-Rot-Sperre) und Maxim (Bank) spielten Schwaab und Gruezo von Beginn an.
Leverkusen war von Anfang an bemüht, die Initiative zu ergreifen. Stuttgart hielt beherzt dagegen und die Werkself in der Anfangsphase weit weg vom eigenen Gehäuse. Die erste gute Gelegenheit bot sich Didavi, der nach Insua-Flanke per Volleyabnahme das Außennetz traf (5.). Die Hausherren hatten mehr Ballbesitz, fanden aber keine spielerische Linie. So blieb vieles Stückwerk. Der VfB gefiel in puncto Kampf und Laufbereitschaft und ließ wenig zu.
Bayer wird zwingender - trifft aber nicht
Erst nach 18 Minuten gab Bayer einen ersten Schuss ab: Mehmedi prüfte Tyton, der Stuttgarter Keeper hielt den Ball im Nachfassen fest. Kurz darauf brachte Hernandez einen Kopfball nicht aufs Tor (21.). Die Torraumszenen mehrten sich nun. Auf der Gegenseite verfehlte Werner per Kopf sein Ziel, als er unbehelligt aus rund sechs Metern abschloss (24.). Das Spiel war durchaus unterhaltsam, Stuttgart bot dem Champions-League-Teilnehmer Paroli und versteckte sich keineswegs.
So kamen beide Mannschaften vor der Pause noch zu guten Möglichkeiten: Auf Seiten des VfB scheiterte Didavi per Freistoß an Leno (35.), die übrigen Chancen boten sich den immer entschlossener werdenden Leverkusenern. Mehmedis Distanzschuss (32.) strich ebenso am Ziel vorbei wie Tahs Kopfball (38.) und Calhanoglus Versuch von der Strafraumgrenze (40.). Die größte Gelegenheit bot sich Hernandez in der Nachspielzeit, der Mexikaner bugsierte das Leder in Rücklage aber über das Tor (45.+1). So ging es nach etwas schleppendem Beginn, später zusehends unterhaltsamer Partie torlos in die Kabinen.
Der 10. Spieltag
Harnik eröffnet den Torreigen
Fünf Minuten nach der Pause eröffnete Harnik den Torreigen der zweiten Halbzeit. Nach einem Didavi-Freistoß herrschte große Unordnung in Leverkusens Strafraum, dem VfB-Kapitän fiel die Kugel vor die Füße, er jagte sie unter die Latte (50.). Nur vier Minuten später erhöhte Didavi per Flachschuss von der Strafraumgrenze - 0:2 (54.).
Es ging nun Schlag auf Schlag in der BayArena. Nahezu jeder Angriff mündete in eine Torchance - oder gar in einen Treffer. Nur sechs Minuten nach dem zweiten Gegentreffer nährte der erst wenige Sekunden zuvor eingewechselte Bellarabi Bayers Hoffnungen auf Punkte: Er markierte den Anschlusstreffer nach einem mustergültigen wie unfreiwilligen Zuspiel von Stuttgarts in dieser Szene indisponiertem Sunjic (57.). Die Ereignisse überschlugen sich nun. Beide Mannschaften gingen mit offenem Visier zu Werke und berannten sich. Auch Stuttgart brauchte nicht lange für die postwendende Antwort und traf durch Rupp nach toller Werner-Vorarbeit zum 1:3 (60.).
Boenisch und Hernandez gleichen aus - 3:3
Die Schwaben blieben am Drücker und hatten durch Harnik (64.) und Ferati (69.) zwei erstklassige Möglichkeiten, die Partie womöglich frühzeitig zu entscheiden. Leverkusen schien jetzt bereits geschlagen, ergab sich aber nicht. Im Gegenteil: Die Schmidt-Elf setzte zu einem Sturmlauf an und ließ Stuttgart nicht mehr aus der eigenen Hälfte kommen. Boenisch (70.) und Hernandez (71.) glichen binnen kürzester Zeit aus - und plötzlich stand es 3:3!
Das Momentum war nun auf einmal auf Seiten der Werkself. Die Gäste waren sichtlich geschockt. Leverkusen ließ eine Angriffswelle nach der anderen auf das Stuttgarter Gehäuse zurollen. Hernandez vergab zunächst eine Großchance (78.), doch wie am Dienstagabend in der Königsklasse hatte Mehmedi das letzte Wort: Er schlenzte die Kugel gefühlvoll unter die Latte - 4:3, der Schlusspunkt hinter einem aberwitzigen Spiel (89.)
Für Bayer war es nach dem Spektakel gegen Rom bereits die zweite irre Partie binnen fünf Tage. Am kommenden Mittwoch (19 Uhr) im DFB-Pokal bei Viktoria Köln dürfte es etwas besonnener zugehen. Der VfB tritt ebenfalls am Mittwoch (20.30 Uhr) im Cup-Wettbewerb in Jena an. In der Bundesliga muss die Schmidt-Elf am kommenden Samstag (18.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg ran, während Stuttgart tags darauf (15.30 Uhr) den SV Darmstadt 98 empfängt.