HSV-Coach Bruno Labbadia tauschte nach der 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart dreimal: Für Ilicevic, der nach seinem tätlichen Angriff auf Gregoritsch im Training aus dem Kader geflogen war, Cleber und Diekmeier spielten Sakai, Spahic (nach Bauchmuskelfaserriss) und Drmic, der damit sein Debüt bei den Rothosen feierte.
FC-Coach Peter Stöger beließ es im Vergleich zum 1:1 beim VfL Wolfsburg bei lediglich einem Wechsel: Heintz, der nach ausgestandenem grippalen Infekt wieder fit war, vertrat den Gelb-gesperrten Kapitän Lehmann. Dieser Tausch brachte auch eine taktische Änderung mit sich, denn der FC agierte bei Ballbesitz in einem 3-4-3, das sich im Rückwärtsgang blitzartig in ein 5-4-1 wandelte.
Spielerisch ließ die Partie in Hälfte eins zu wünschen übrig. Die Hamburger ergriffen zwar die Initiative und kamen auch zu mehr Ballbesitz, nur fanden sie die Lücke in der variablen und dicht gestaffelten Deckung der Kölner nicht. Wenn die Hausherren doch einmal zu einer vielversprechenden Chance kamen, dann fehlte es entweder an Konzentration (Müller, 7.) oder Durchsetzungsvermögen (Ostrzolek, 14.).
20. Spieltag
Auf der anderen Seite glänzten die Geißböcke aber auch nicht mit zündenden Ideen. Der FC setzte häufig auf das Mittel des langen Balles, wohl in der Hoffnung, dass Modeste sich durchsetzen würde. Diese Rechnung ging jedoch nicht wirklich auf. Das größte Problem der Gäste war offensichtlich: fehlende Passgenauigkeit. Immer wieder boten sich den Domstädtern exzellente Konterchancen, doch wurden diese leichtfertig liegen gelassen. Bestes Beispiel dafür in der 19. Minute, als Modeste einen Holtby-Fehlpass viel zu ungenau auf Bittencourt weiterleitete, wodurch dieser Tempo rausnehmen musste und eine Drei-gegen-Eins-Situation dahin war.
Knifflig wurde es nach 23 Minuten, als Holtby im eigenen Strafraum Gegenspieler Mladenovic am Standbein traf. Der Serbe ging zu Boden und die Kölner forderten Elfmeter. Für Schiedsrichter Dr. Felix Brych war das allerdings zu wenig Kontakt, um auf Strafstoß zu entscheiden - eine Fehlentscheidung. So blieb es ein ausgeglichenes und zugleich ziemlich chancenarmes Duell zweier Mannschaften, die häufig zu lange brauchten, um den Ball nach vorne zu tragen.
Zoller bricht den Bann - Hamburger Traumstart in Hälfte zwei
Gemeinsam feiern: Die Kölner Hector, Zoller, Bittencourt und Mladenovic (v.li.). Getty Images
Mit fortschreitender Spieldauer schlug das Pendel jedoch mehr und mehr zu Gunsten der Kölner aus. Dies hatten sich die Rheinländer aber auch verdient, denn sie agierten nun konzentrierter. Das sollte sich auszahlen: Zuerst scheiterte Modeste zwar noch per Kopf an der Latte (38.), doch dann erzwang Zoller einen Fehlpass von Djourou. Über Hector kam das Leder zurück zu Zoller, der sich bedankte und aus neun Metern mit der Pike ins lange Eck zum 1:0-Halbzeitstand vollendete (41.).
Labbadia reagierte auf die schwache Darbietung seiner Elf und brachte Rudnevs für den unauffälligen Lasogga. Und der Joker führte sich gleich prima ein: Über Kacar und den Letten wurde Müller freigespielt, der sich bedankte und sehenswert aus 16 Metern in den linken Winkel traf (47.). Das Tor führte dazu, dass die Partie auf einmal wieder völlig offen war - und das Spiel obendrein unterhaltsamer wurde.
Für weitere Aufreger sorgten schließlich Kacar (50.) sowie auf der Gegenseite Mladenovic (58.), Modeste (62.) und Risse per Freistoß, den Adler gerade noch so an die Latte lenkte (67.). Der zweite Durchgang hatte wesentlich mehr Pep als der erste und blieb auch bis zum Schluss spannend, allerdings fehlten fortan die glasklaren Möglichkeiten. Trotzdem lag Anspannung in der Luft, da es beiden Mannschaften durchaus zuzutrauen war, doch noch den Lucky Punch zu setzen. Etwas mehr dem FC, der mehr Struktur in seinen Aktionen hatte und im Allgemeinen den besseren Eindruck machte - echte Durchschlagskraft entwickelten die Geißböcke dennoch nicht mehr, sodass es beim 1:1 blieb. Ein Ergebnis, das beiden Mannschaften nicht wirklich weiterhilft.
Der Hamburger SV ist am kommenden Spieltag erneut zu Hause am Sonntag gefordert, dann geht es ab 15.30 Uhr gegen die Mönchengladbacher Borussia. Tags zuvor hat der 1. FC Köln die Eintracht aus Frankfurt im Samstagabendspiel (18.30 Uhr) zu Gast.