Andre Schubert, dessen Team unter der Woche mit einem starken 6:1-Sieg gegen die Young Boys Bern das Ticket für die Gruppenphase der Champions League gebucht hatte , veränderte sein Personal auf drei Positionen: Dreierpacker Hazard, Herrmann und Johnson (allesamt Bank) mussten weichen für Hahn, Traoré und Wendt. Die Doppelsechs vor der Dreierkette mit Elvedi, Christensen und Jantschke bildeten derweil erneut Rückkehrer Kramer, der direkt auf seinen Ex-Klub treffen sollte, und der aus Hoffenheim geholte Strobl.
Roger Schmidt dagegen wechselte im Vergleich zum äußerst knappen 2:1 gegen Hauenstein in der 1. Runde des DFB-Pokals zweimal: Wendell und Neuzugang Baumgartlinger (ehemals Mainz) starteten anstelle von Henrichs (Bank) und Chicharito (Treppensturz inklusive einer Mittelhand-Fraktur der rechten Hand). Die alleinige Sturmspitze gab demnach Sommertransfer Volland (ehemals Hoffenheim), da auch Kießling noch nicht wieder fit war.
Leno pariert mit dem Gesicht
Schon vor dem Anpfiff war relativ klar, dass diese Paarung zwischen zwei absoluten Top-Teams aus Deutschland, die beide in der Königsklasse unterwegs sein werden , direkt einen echten Kracher verspricht. Das hatte auch Schubert vorab nochmals klargemacht: "Leverkusen ist direkt ein riesen Brett. Das wird ein heißes Spiel." Prophezeiungen, die ab der 1. Spielminute wahr wurden: Beide Mannschaften gingen sofort hohes Tempo, pressten früh und marschierten nach Balleroberungen forsch Richtung Tor. Es fehlten jedoch lange Zeit die Torchancen, was schlichtweg daran lag, dass sich beide Defensivabteilungen glänzend abgestimmt hatten und jeglichen Angriffsaufbau im Keim erstickten.
Aufgrund der Hitze in Gladbach war pro Halbzeit je eine Trinkpause angesagt. Getty Images
Erst Tah sorgte bei einer Bayer-Ecke für Gefahr, als er stürmisch Richtung Fünfmeterraum sprintete und dort mit dem langen Bein nur minimal an der Flanke vorbeiflog (6.). Die nächsten Aktionen verbuchten dann jedoch die Gladbacher, die stets von ihren Fans angefeuert wurden und ab der 20. Minute etwas Oberwasser bekamen. Die größte Chance vergaben die Fohlen direkt zu Beginn dieser Phase: Raffael scheiterte zunächst mit einem harten wie zu zentralen Schuss an Leno, der sich hernach voll in den Nachschuss von Wendt warf und mit dem Gesicht das 0:1 aus Leverkusener Sicht verhinderte (21.).
Hahn braucht drei Anläufe - dann klappt's
Weiter ging's mit einem Chancen-Triple für Hahn: Zunächst wurde der Stürmer von Raffael geschickt und verzweifelte mit seinem Flachschuss am starken Leno (29.). Dann bediente Traoré den Angreifer mit einem herrlichen Direktpass, der folgende Heber misslang aber erneut - Leno kam zügig raus und wehrte den Abschluss mit dem Kopf ab (44.). Beim dritten Mal klappte es dann: Hahn nutzte nach einem schnell ausgeführten Kramer-Freistoß eine unglückliche Kopfballabwehr von Tah, war frei durch und ließ Leno dieses Mal keine Chance (45.+1). Bitter für Bayer: Vor dem 0:1 hatte Tah per Kopf die Latte getroffen (41.), beim Gegentreffer dann lag der Ball bei der Freistoßausführung von Kramer nicht ganz ruhig.
1. Bundesliga, 1. Spieltag
Chancen erst hüben, dann drüben
Aus der Pause kam der Gast mit mehr Zug zum Tor: Erst spielte Bayer einen aussichtsreichen Konter zu schwach aus (48.), dann feuerte Kampl das Leder aus spitzem Winkel knallhart an den linken Außenpfosten (50.). Bellarabi scheiterte mit einem Abschluss noch an Sommer (52.). Auf der anderen Seite konnte in dieser Phase lediglich Raffael eine Duftmarke setzen, als sein leicht von Jedvaj abgefälschter Freistoß beinahe einschlug - Leno parierte allerdings auch klasse, obwohl er erst ins andere Eck unterwegs war (54.). Raffael scheiterte zudem nochmals per Freistoß - hier fälschte Baumgartlinger ab (66.).
Pohjanpalo braucht keine Anlaufzeit
Die Schlussphase begann nach einer weiteren Trinkpause - und sie wurde hektischer und hektischer. Außerdem hatte sie eine Schrecksekunde parat: Nach den Gelben Karten für Stindl (73.), Bellarabi (74.) und Wendell (75.) blieb Aranguiz mit dem Knie beim Zweikampf mit Kramer im Rasen hängen und musste gestützt vom Feld marschieren. Es kam Pohjanpalo (77.). Eine goldene Maßnahme, wie sich zeigen sollte: Nicht einmal drei Minuten nach seiner Hereinnahme traf der Joker nach einem Beinahe-Eigentor von Christensen und einer überlegten Kopfballvorarbeit von Bellarabi (79.).
Zu früh gefreut: Nach dem 1:1-Ausgleich von Joel Pohjanpalo fiel bekanntlich noch ein Tor im Rhein-Derby in Gladbach. Getty Images
Hazard kommt, Stindl geht ab
Doch beim 1:1 sollte es nicht bleiben, schließlich verfügt auch Gladbach über eine starke Bank: Schubert brachte Hazard (84.). Der Joker brauchte nicht einmal zwei Minuten, um einen perfekten Pass auf Stindl durchzustecken. Der Kapitän, der bei der Ballabgabe minimal im Abseits gestanden war, blieb nach seinem Sprint cool und erzielte das 2:1 (85.). Es war zugleich der Siegtreffer in diesem hochinteressanten Rhein-Derby, dass vieles bot - und mit den Fohlen vielleicht das etwas clevere Team sah.
Am 2. Spieltag, der nach der Länderspielpause über die Bühne geht, ist Gladbach zu Gast bei Aufsteiger Freiburg (10. September, 15.30 Uhr). Bayer Leverkusen bestreitet dann zeitgleich das erste Heimspiel der Saison gegen den Hamburger SV.