Bayer-Coach Heiko Herrlich schickte im Vergleich zum jüngsten 2:1 beim VfL Wolfsburg beinahe dieselbe Startelf ins Rennen. Lediglich Bailey (zuletzt mit muskulären Problemen) verdrängte Bellarabi auf die Bank. Personelle Sorgen plagten den Leverkusener Trainer nicht. Bis auf den am Oberschenkel verletzten Jedvaj waren alle Spieler fit.
Ganz anders die Lage bei der Borussia, wo unter anderem Wendt (Muskelteilriss), Benes (Muskelfaserriss), Johnson (Rückenbeschwerden), Strobl (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Traoré (Muskelverletzung) und Raffael (Wadenverhärtung) passen mussten. Gladbachs Coach Dieter Hecking fand trotzdem eine schlagkräftige Aufstellung - und tauschte nach dem 2:2 gegen Werder Bremen zweimal aus: Oxford und Hofmann mussten auf die Bank, dafür bekamen Jantschke und Grifo das Vertrauen ausgesprochen.
Einmal Grifo, dann keinmal Gladbach
Gerade von Letzterem erhofften sich die Fohlen einiges über Standards. Doch nach den ersten 45 Minuten musste sich die nüchterne Erkenntnis einstellen: Bis auf einen harmlosen Abschluss Grifos in der 6. Minute kam äußerst wenig vor oder gar auf das Tor von Bayer-Schlussmann Leno. Die Gladbacher, die über Kramer und Zakaria zwar immer wieder ordentlich aufbauten, ließen gerade im vorderen Spieldrittel Zug, Ideen und Mut vermissen. Bobadilla hing so arg in der Luft, Hazard musste oft auf eigene Faust etwas probieren - und Stindl ließ sich immer wieder fallen, nur um dann festzustellen, dass ihm Anspielstationen fehlten.
Alario belohnt stärker werdendes Bayer
Leverkusen dagegen steigerte sich nach einer ebenfalls harmlosen Anfangsphase (Abschluss von Lars Bender in der 5. Minute) immer mehr. Die Werkself band den pfeilschnellen Bailey mehr und mehr ein und suchte auch Volland/Alario vermehrt. Das sollte sich in der 39. Minute auszahlen: Bailey ging über die rechte Seite steil und chippte den Ball anschließend in hohem Bogen in die Nähe des linken Pfostens. Dort stieg Volland hoch, bewies Übersicht und nickte die Kugel in den Rückraum zum lauernden Alario. Der Stürmer brauchte nur noch einzuschießen. Interessante Randnotiz: Dies war der erste Bundesliga-Treffer der Leverkusener in der BayArena seit dem 2:0 gegen Mainz Ende Januar. Zuletzt hatte es ein 0:2 gegen Schalke und ein 0:2 gegen Hertha BSC gegeben.
Am Ende wäre beinahe ein 2:0-Pausenstand herausgesprungen, weil Alario nochmals abschloss und Volland geistesgegenwärtig passieren ließ. Die Kugel sauste allerdings knapp rechts am Pfosten vorbei (45.).
Bundesliga, 26. Spieltag
Alario lässt das 2:0 zweimal liegen
Gladbach musste sich demnach im zweiten Abschnitt merklich steigern, wenn in diesem rheinischen Vergleich noch Punkte rausspringen sollten. Doch es war Bayer, das direkt wieder Druck Richtung 2:0 entwickelte: Alario setzte einen Kopfball haarscharf links vorbei (48.). Allgemein ließ sich immer wieder feststellen, dass die Werkself in den entscheidenden Momenten - ob offensiv oder defensiv - meistens einen Schritt schneller war.
Wenig verwunderlich lag eher das 2:0 als das 1:1 in der Luft. Der umtriebige Alario hätte die Führung dann auch ausbauen können, brachte aber nach Vorlage von Volland aus wenigen Metern Torentfernung keinen scharfen Abschluss zustande. Torwart Sommer war letztlich zur Stelle (63.).
Drmic verpasst den Ausgleich
Von den Gladbachern musste mehr kommen, das stand außer Frage. Mit Maßnahmen von außerhalb brachte Hecking neue Impulse: Hofmann und Cuisance, womit die Borussia auf ein 3-5-2-System umstellte, sollten für mehr Action sorgen. Ein wenig besser wurde es auch, doch mehr als halbgare Versuche sprangen lange Zeit nicht heraus.
Bayer 04 Leverkusen war an diesem Abend stärker als Gladbach - und gewann verdient. Getty Images
Erst mit der Hereinnahme von Stoßstürmer Drmic generierte BMG ein Großchance auf das 1:1: Nach einer feinen Hofmann-Flanke von der linken Seite durfte der Joker hochsteigen und köpfen. Er setzte den Ball aber ein gutes Stück rechts vorbei (82.). Noch brenzliger wurde es in der 89. Minute, als Wendell eine Flanke per Kopf aufs eigene Tor bugsierte. Leno war aber mit einer Heldentat zur Stelle.
Brandt macht den Deckel drauf
Am Ende sollte es nicht mehr für einen Punktgewinn in diesem Derby reichen - vielmehr setzte es für die Fohlen noch das 0:2 nach einem Konter. Alario hob den Ball dabei elegant in den Lauf von Brandt, der aus kurzer Distanz einschob (90.+3).
Für Leverkusen, das sich mit diesem Dreier in den Top vier der Bundesliga festsetzt, geht es am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) mit dem Auswärtsspiel beim 1. FC Köln weiter. Gladbach, das immer mehr im tristen Mittelfeld verankert ist, ist bereits tags zuvor zur gleichen Zeit im Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim gefordert.