Wenngleich sich die elf Startspieler bei Borussia Dortmund für das Topspiel des 8. Spieltags mehr als sehen lassen konnten, tauschte Coach Peter Bosz im Vergleich zum etwas glücklichen 2:1 beim FC Augsburg sechsmal durch - teils gezwungenermaßen: Zagadou, Toprak, Sahin, Götze, Castro und Philipp begannen anstelle von Piszczek ( Verletzung des Außenbandes im rechten Knie ), Bartra, Weigl, Kagawa, Dahoud und Pulisic (allesamt auf der Bank).
Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl reagierte derweil nach dem knappen 2:1 über den 1. FC Köln mit vier Wechseln: Bernardo, Keita, Kampl und Augustin starteten von Beginn an für Klostermann (Oberschenkelprobleme), Konaté (nicht im Kader), Demme und Forsberg (beide Bank). Ein wenig personelle Freude war im Übrigen auch aufgekommen: Nationalspieler Werner, der an einer Blockade des Kiefergelenks und der Halswirbelsäulen-Muskulatur laboriert hatte, stand im Kader.
Aubameyang hier, Sabitzer dort
Die Leipziger Viererkette, die mit zu Beginn furios pressenden Dortmundern zurechtkommen musste, bestand somit aus den Akteuren Bernardo, Upamecano, Halstenberg und Ilsanker. Letzterer hatte in den ersten Minuten auch seine Mühe - und verursachte mit einem katastrophalen Fehler das 0:1: Der Österreicher spielte Aubameyang bei einem misslungenen Rückpass Richtung eigenes Tor direkt in den Fuß. Der Gabuner, der während der Länderspielpause das WM-Ticket mit seiner Nation nicht gebucht hatte , eilte über die linke Seite in den Strafraum, blieb cool und schob flach ins rechte untere Eck ein (4.).
Nach Pierre-Emerick Aubameyangs Führungstor wurde die Dortmunder Gefühlswelt auf den Kopf gestellt. Getty Images
Die Antwort der Sachsen, die mit fortschreitender Zeit immer besser zurechtkamen und selbst das Zepter in die Hand nahmen, ließ nicht lange auf sich warten: Der ehemalige BVB-Profi Kampl (14 Ligaspiele 2015 für die Borussia) schaufelte einen Freistoß aus dem Mittelfeld links in den Strafraum zu Halstenberg, der höher als Gegenspieler Toljan stieg und ins Zentrum zum freistehenden Sabitzer nickte. Der Österreicher, der erstmals in seiner Karriere die Kapitänsbinde trug, brauchte nur noch den Kopf hinhalten - 1:1 (10.)
Bundesliga, 8. Spieltag
Poulsen stellt das Spiel auf den Kopf
Es sollte sogar noch dicker kommen für die Schwarz-Gelben: Erst ließ Aubameyang frei vor RB-Keeper Gulacsi das 2:1 liegen (13.), ehe die Gäste das Spiel komplett drehten. Dabei ließ sich Toljan vom dribbelstarken Flügelflitzer Bruma gleich mehrmals austanzen, ehe Poulsen im Zentrum aus kürzester Distanz einschob (25.). Im Nachhinein verdienten sich die Leipziger die Führung dann endgültig: Über die Flügel ging es immer wieder nach Balleroberungen zackig voran, im Mittelfeld gewährten die Hasenhüttl-Schützlinge der Bosz-Truppe kaum Raum und defensiv stand RB immens sicher. Einzig Philipp verzeichnete nochmals eine gefährliche Torannäherung vor der Pause (41.).
Platzverweis, Elfmeter, Tor, Platzverweis
In der Pause reagierte BVB-Trainer Bosz und brachte Weigl und Pulisic, der während der WM-Qualifikation auf dramatische Art und Weise mit den USA das Russland-Ticket nicht gebucht hatte , für Sahin und Toljan. Auch auf Seiten der Sachsen gab es einen Wechsel: Der bereits mit Gelb verwarnte Spielmacher Keita musste runter, der deutsche Nationalspieler Demme kam neu rein.
Kaum lief der zweite Durchgang, da musste Dortmund allerdings auch schon den dritten Wechsel vollziehen: Philipp musste für Innenverteidiger Bartra geopfert werden. Warum? Weil Sokratis Hand am davoneilenden Augustin anlegte, so einen Strafstoß verursachte und wegen Notbremse Rot sah. Der Gefoulte übernahm selbst die Verantwortung, vollendete souverän ins rechte untere Eck und brachte seine Farben mit 3:1 in Front (49.). Die Messe war damit aber noch längst nicht gelesen...
Ilsanker und Upamecano fällen Aubabemeyang
Mehr als das 2:3 vom Punkt durch Doppelpacker Pierre-Emerick Aubameyang war nicht mehr drin für den BVB im Heimspiel gegen Leipzig. Getty Images
Denn nun schnitt sich Leipzig ins eigene Fleisch: Ilsanker, der schon am 0:1 eine gehörige Portion Mitschuld getragen hatte, sperrte bei einem langen Ball seinen Gegenspieler Aubameyang kurz. Das sah Schiedsrichter Deniz Aytekin beziehungsweise sein Gespann - und somit setzte es folgerichtig Gelb-Rot (56.). Nach dem nummerischen Ausgleich in Sachen Personal (zehn gegen zehn) war nun wieder die Borussia am Drücker - und kam nach Videobeweis zum 2:3-Anschluss: Referee Aytekin kam nach Studie des Videomaterials in der Review Area sowie in Ansprache mit der Zentrale in Köln zu der Erkenntnis, dass Upamecano Gegenspieler Aubameyang im Strafraum gefoult hatte. So war es auch - und so erfolgte der Zeig auf den Punkt: Auch hier trat der Gefoulte selbst an, "Auba" verwandelte sicher ins rechte untere Eck und nährte damit die Hoffnung (64.) - zumal noch reichlich Zeit auf der Uhr blieb.
"Auba" hat das 3:3 auf dem Fuß
Immer wieder rannten die Westfalen nun an - vor allem über die rechte Seite um den ballsicheren Yarmolenko und den eingewechselten Dribbelkünstler Pulisic. Doch die RB-Defensive hielt dem Druck der Hausherren stand - und ließ im Grunde nur noch eine Großchance zu. Diese hätte eigentlich ins 3:3 führen müssen, doch Aubameyang schoss Leipzigs Torwart Gulacsi an und Yarmolenko setzte seinen anschließenden Direktschuss drüber (90.+2). Somit blieb es beim 3:2 für die Sachsen, die damit die beeindruckende Bundesliga-Heimserie der Dortmunder nach zuvor 41 Spielen ohne Pleite beendeten.
Für beide Teams geht es bereits am Dienstagabend (20.45 Uhr) in der Königsklasse weiter. Der BVB reist nach Zypern zu APOEL Nikosia, RB empfängt den FC Porto. In der Liga steht für die Schwarz-Gelben am Samstag (15.30 Uhr) das Gastspiel in Frankfurt an, für Leipzig zeitgleich das Heimspiel gegen Aufsteiger Stuttgart.