Union-Coach Urs Fischer musste auf das 1:1 in Augsburg, dem ersten Punkt in dieser Bundesliga-Saison und zugleich dem ersten Punkt im Oberhaus für den Berliner Klub (56. Erstligist in der Geschichte), gleich dreimal reagieren: Innenverteidiger Friedrich, Aufbauspieler Schmiedebach und Stürmer Andersson starteten anstelle der komplett fehlenden Schlotterbeck (Rote Karte, zwei Partien Sperre), Prömel (Verletzung am Bein) und Ingvartsen (Oberschenkelprobleme).
Dortmunds Trainer Lucien Favre tat es seinem Gegenüber, den der Schweizer Landsmann aus früheren Tagen beim FC Zürich persönlich kennt, gleich: So spielten im Vergleich zum 3:1 in Köln, wo der BVB wie am 1. Spieltag schon (5:1 gegen Augsburg) aus einem Rückstand einen Sieg gemacht hatte, Hakimi, Delaney und Brandt anstelle von Schulz (Bank), Witsel (Faserriss im Adduktorenbereich) und Hazard (Rippenverletzung). Außerdem hatte der Coach vor den Eisernen gewarnt - und an das jüngste Aufeinandertreffen im DFB-Pokal 2018 erinnert (3:2 n.V.): "Es war damals sehr schwer und eine enge Begegnung."
Bülter überrascht BVB-Abwehr - Paco Alcacer schiebt ein
Eng sollte es dieses Mal vor allem in den ersten 45 Minuten auch werden, wenngleich beide Teams wenig verwunderlich mit unterschiedlichen Mitteln agierten: Die Westfalen setzen auf Ballbesitz, schnelle Passstafetten und Flügelläufe (vor allem über die rechte Seite) - und die Eisernen verließen sich auf konsequente Zweikampfführung, die eigenen Stärke bei Standards und Nadelstiche nach Balleroberungen.
Und beides führte nach einer durchaus kurzweiligen Anfangsphase mit Chancen für Brandt (5.), Bülter (6.), den ehemaligen Dortmunder Subotic (10.) und Reus (14. und 20.) zum Erfolg. Los ging es in Minute 20: Trimmel brachte einen Eckstoß von der rechten Seite flach nach innen, fand Bülter - und dieser schoss relativ ungedeckt rechts unten zur Führung ein (22.). Damit lag die Borussia bereits zum dritten Mal im dritten Saisonspiel zurück, meldete sich aber wie schon beim 5:1 gegen Augsburg und beim 1. FC Köln zurück. Dieses Mal schon nach drei Minuten: Über Reus und Sancho landete die Kugel beim lauernden Paco Alcacer, der im Zentrum humorlos zum 1:1 einschob (25.). Sein viertes Saisontor!
Der 3. Spieltag
Viel mehr passierte im ersten Abschnitt nicht mehr, wozu auch eine Trinkpause und eine Verletzungsunterbrechung (Delaney trug eine Platzwunde davon, konnte aber weitermachen) beitrug. Immerhin: Kurz vor der Pause näherten sich nochmals Weigl mit einem Schlenzer an den rechten Außenpfosten (44.), Reus mit einem Schuss in Richtung Torwart Gikiewicz (45.+2) und Andersson (45.+3 und 45.+4) mit zwei Abschlüssen an.
Bülter guckt den Torwart aus und trifft
Der zweite Abschnitt begann dagegen ohne Delaney (Platzwunde), mit Dahoud, mit einem Volleyschuss von Reus (48.) und mit der nächsten Führung für Union Berlin. Nach schwachem Abwehrverhalten von Akanji scheiterte dabei der durchstartende Andersson an einer starken Bürki-Parade, direkt danach vollendete aber Bülter aus 16 Metern überlegt ins linke untere Eck (50.). Der 26-Jährige schnürte damit einen Doppelpack. Das Gegentor setzte den Dortmundern durchaus etwas zu, es ging minutenlang äußerst wenig. Ein gutes Beispiel: Paco Alcacer dribbelte in aussichtsreicher Lage viel zu lang anstatt zu schießen oder zu passen (61.).
3:1 für Union Berlin - richtig gelesen!
Der alles entscheidende Treffer: Sebastian Andersson feiert sein Tor zum 3:1-Endstand gegen den BVB. imago images
Auch die nächsten Minuten waren nicht von Offensivfreude der Schwarz-Gelben geprägt, stattdessen glaubten die Köpenicker immer mehr an einen Coup. Und durften das spätestens nach der 75. Minute auch, als tatsächlich das 3:1 glückte - und dieser Treffer auch noch schön ausgespielt war: Becker kombinierte sich via Doppelpass nach vorn, tunnelte Weigl, fand Andersson - und dieser drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Der Jubel nach diesem Tor kannte im Stadion An der Alten Försterei kaum Grenzen. Zumal die Leistung nicht zu vergleichen war mit dem Spiel gegen RB Leipzig (0:4).
Das Erstaunliche nun: Dem BVB gelang nun kaum mehr etwas, gegen den massiven Abwehrriegel der Berliner sprang nicht mal mehr eine einzige Top-Chance auf den 2:3-Anschluss heraus. Am nächsten kamen vielleicht noch Sancho (86.) und Dahoud (90.+6). Kurzum: Die Westfalen warfen im zweiten Abschnitt Rätsel auf - und verloren nicht unverdient mit 1:3.
Union Berlin, das den ersten Bundesliga-Heimsieg der Vereinsgeschichte lautstark und ausgiebig mit den eigenen Fans feierte, empfängt am Samstag (15.30 Uhr) nach der Länderspielpause Werder Bremen. Borussia Dortmund genießt parallel an jenem 14. September Heimrecht gegen Leverkusen.