Zahlreiche schwarz-gelbe Unterstützung hatte der BVB vor der Partie nicht nur von den Rängen im Signal-Iduna-Park erhalten. Ein Bienenvolk hatte sich auf einem Scheinwerfer im Innenraum niedergelassen, Feuerwehrmänner mussten das Gerät hinausbefördern - der skurrile Auftakt für einen denkwürdigen Nachmittag.
Denn das auch insektentechnisch in schwarz-gelb getauchte Stadion brachte dem BVB nicht den erhofften Start - und schließlich auch nicht das erhoffte Ergebnis. Zwar verzeichnete Dortmund durch Malen (4.) und Süle (7.) zwei frühe Abschlüsse, doch die beherzt auftretenden Gäste versetzten das gesamte Stadion mit der ersten eigenen Chance in Schockstarre: Nach einer Fernandes-Ecke war Hanche-Olsen vor Haller am Ball und traf per Flugkopfball ins kurze Eck (15.).
Haller verschießt Elfmeter - Onisiwo liefert nächsten Tiefschlag
Die folgenden Minuten wurden zum schwarz-gelben Alptraum: Fast im direkten Gegenzug ging Guerreiro im Mainzer Strafraum gegen Kohr zu Boden, nach VAR-Eingriff entschied Schiedsrichter Marco Fritz auf Elfmeter - die riesige Chance zur direkten Antwort. Doch Haller zeigte Nerven, schoss schwach und halbhoch nach rechts und scheiterte am Mainzer Ersatzkeeper Dahmen, der erneut für den überraschend doch nicht fit gewordenen Zentner zwischen den Pfosten stand (19.). Nur kurz darauf stand die Dortmunder Hintermannschaft schließlich neben sich, nach Lees Maßflanke kam Onisiwo völlig frei zum Kopfball und stellte mit Hilfe des Innenpfostens auf 0:2 (24.).
Während BVB-Coach Edin Terzic auf die gleiche Startelf wie beim 3:0 in Augsburg vertraut hatte - auch weil es beim angeschlagenen Bellingham nur für die Bank gereicht hatte - hatte sein Gegenüber Bo Svensson mit seinen Veränderungen nach der 1:4-Heimniederlage gegen Stuttgart ins Schwarze getroffen: Neben Aaron (für den verletzten da Costa) waren Torschütze Hanche-Olsen (für Barkok) und Vorbereiter Lee (für Ingvartsen) in die Startelf gerückt.
Die in den Vorwochen so souveränen Dortmunder hatten an der Reihe an Tiefschlägen sichtbar zu knabbern. Gegen nun tiefstehende Mainzer fiel dem BVB nicht mehr ein als zahlreiche Halbfeldflanken, die zumeist leichte Beute für den aufmerksamen Dahmen waren. Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs wurde Dortmund wieder gefährlich. Brandt vergab leichtfertig eine seltene Überzahlsituation (44.), Dahmen parierte einen Distanzschuss von Hummels (45.+1), Malen traf per Kopf nur den Außenpfosten (45.+4).
Dortmund dreht auf - Guerreiro verkürzt
Bundesliga, 34. Spieltag
Zu diesem Zeitpunkt hatte Dortmund bereits tauschen müssen, der angeschlagene Adeyemi wurde durch Kapitän Reus ersetzt (40.). Zur Pause war Terzic zu einem zweiten Wechsel gezwungen, auch Wolf musste verletzungsbedingt vom Feld, für ihn kam in Moukoko ein weiterer Angreifer. Der BVB ging nun früh voll ins Risiko, spielte damit aber auch mit dem Feuer. Mainz fuhr in der Anfangsphase der zweiten Hälfte Konter um Konter und hatte in Person von Lee (48.) und Onisiwo (57.) zwei riesige Chancen auf das 0:3.
So blieb der BVB allerdings am Leben - und fand vor allem durch die Einwechslung des agilen Reyna wieder so richtig hinein in die Partie. Haller (59.) und Malen (62.) grätschten den Ball jeweils aus kürzester Distanz am Tor vorbei, Moukoko (67.) vergab einen weiteren Hochkaräter. Folgerichtig fiel nach feinem Zusammenspiel zwischen Reyna und Guerreiro aber dann doch das 1:2 durch den Portugiesen (69.).
Dortmunds Sturmlauf bringt ein Tor zu wenig ein
Es war der Start eines bedingungslosen Sturmlaufs der Dortmunder, die die Abwehr fast komplett auflösten, dabei auch Glück hatten, dass Onisiwo (90.+1) und Mustapha (90.+2) Großchancen auf das dritte Mainzer Tor vergaben - vor allem aber selbst durch Reus (73., 74.), Reyna (78.) und Hummels (84.) reihenweise Gelegenheiten ausließen.
Zwischenzeitlich war der BVB in dieser Phase dennoch Meister, da Köln die Bayern-Führung spät ausglich. Doch nachdem die Münchner kurz vor Schluss das 2:1 erzielten, war klar, dass den Schwarz-Gelben noch zwei Tore fehlten: Es gelang aber nur noch eines durch Süle, der bei bereits abgelaufener Nachspielzeit noch mit einem abgefälschten Schuss zum 2:2-Endstand traf (90.+5). Kurz darauf war Schluss - und Borussia Dortmund hatte die Saison 2022/23 doch nur als Tabellenzweiter abgeschlossen. Stattdessen steht erneut der FC Bayern durch das 2:1 in Köln ganz oben. Auf die erste Meisterschaft seit 2012 muss der BVB mindestens noch ein weiteres Jahr warten.