Die Generalprobe vor dem Schlager gegen Manchester war den Schwaben geglückt: Stuttgart feierte einen 3:0-Sieg bei 1860 München und VfB-Trainer Felix Magath ließ genau diese Elf gegen ManU auflaufen. Auch taktisch blieb alles beim Alten. Vor der Vierer-Abwehrkette mit zwei offensiven Außenverteidigern postierten sich Soldo und Vranjes. Die Angreifer Kuranyi und Szabics wurden durch die offensiven Hleb und Heldt unterstützt. Manchester startete mit einem 5:0-Sieg gegen Panathinaikos traumhaft in die Champions League - und das ohne die bewährten Kräfte Roy Keane und Paul Scholes. Neben den beiden Leistungsträgern stand diesmal auch der erst 18-jährige Christiano Ronaldo in der Startaufstellung. Der dreifache Torschütze vom letzten Ligaspiel bei Leicester, Ruud van Nistelrooy, stürmte neben Giggs.
Der zweite Spieltag im Überblick
Das erste Mal Champions League-Fußball im Gottlieb-Daimler-Stadion - und dementsprechende Atmosphäre herrschte auf den ausverkauften Rängen. Wohl auch wegen der tollen Stimmung ließ sich Stuttgart in der Anfangsphase nicht überraschen und spielte von Beginn an gegen den Favoriten munter mit. Die Abwehr der Schwaben präsentierte sich wie gewohnt standfest, zeigte sich respektlos gegenüber den Stars aus den Reihen Manchesters. Wie auch bei den Gästen ging beim Tabellenführer der Bundesliga allerdings wenig nach vorne. Zwar entwickelte die Magath-Truppe mehr Druck, gefährliche Torszenen gab es aber hüben wie drüben kaum zu bestaunen. Die beste Gelegenheit durfte noch van Nistelrooy für sich verbuchen, der nach einem Drehschuss das Tor knapp verfehlte. Ansonsten plätscherte der erste Spielabschnitt ohne nennenswerte Höhepunkte dahin. Auffälligster Akteur war VfB-Angreifer Szabics, der nach einer Flanke von Heldt einen Kopfball knapp über das Tor setzte. Ein Distanzschuss des Ungarn kurz vor der Halbzeit war der einzige Test für ManU-Keeper Williams vor der Pause. Stuttgarts Keeper Hildebrand blieb beschäftigungslos. Die zweite Spielhälfte begann mit einem Aufreger: Heldt zirkelte eine Ecke direkt aufs Tor, Howard griff, von Szabics bedrängt, ins Leere. Die Führung verhinderte Scholes auf der Linie, indem er den Ball aus der Gefahrenzone köpfte. Es folgten drei Spielminuten, die die VfB-Fans so schnell nicht vergessen werden. In der 50. Minute verlängerte Lahm einen langen Ball per Kopf, Ferdinand rutschte weg und brachte so Szabics ins Spiel. Der Ungar lenkte das Leder überlegt aus 17 Metern am herauseilenden Keeper Howard vorbei. Doch damit nicht genug: Nur zwei Minuten später bediente Hleb den gestarteten Szabics, der das Leder auf Kuranyi verlängerte. Der deutsche Nationalstürmer kam früher als Keeper Howard an den Ball und lupfte ihn an die Unterkante der Latte ins Tor. ManU ließ sich von der brodelnden Kulisse nicht beeinflussen und kam zum Anschlusstreffer durch einen Foulelfmeter. Eine flache Hereingabe lenkte Lahm an den eigenen Pfosten, von dort sprang der Ball zu Ronaldo. Etwas ungestüm schubste Hildebrand den erst 18-Jährigen um - van Nistelrooy verwandelte sicher vom Punkt. Die Elf von Trainer Sir Alex Ferguson ließ danach allerdings die Zügel schleifen und entwickelte nicht den nötigen Druck, um zum Ausgleich zu kommen. Stattdessen holte Kuranyi nach Zuspiel von Hleb einen Elfmeter heraus (80.). Der glücklose Ferdinand war der Übeltäter. Allein, es brachte nichts Zählbares, denn Meira scheiterte an Uniteds Keeper Howard. In der dramatischen Schlussphase stemmte sich der erneut starke Defensivbund erfolgreich gegen ein planlos anrennendes Team aus Manchester. Der eingewechselte Forlan hatte bei seinem Linksschuss in den Schlussminuten die einzige Möglichkeit, doch Hildebrand rettete mit den Fingerspitzen des Sieg. Dank dieses überraschenden, aber hochverdienten Erfolges der Underdogs aus Stuttgart wahrt sich die Magath-Truppe alle Chancen in der Gruppe E. ManU ließ den nötigen Biss vermissen und muss sich in den nächsten Partien steigern.