Die Bayern verursachten zu viele Standards. Dieser Freistoß führt zum Eckball vor dem 1:1. picture alliance
Girondins Bordeaux - bis dahin in der Champions League noch ungeschlagen - verlor zuletzt zweimal in Folge in der heimischen Ligue 1. Im Vergleich zum mühsamen 1:0-Heimsieg gegen Maccabi Haifa stellte Trainer Laurent Blanc einmal um und wählte eine etwas defensivere Variante. Angreifer Cavenaghi musste Fernando weichen, der neben dem ehemaligen Münchner Diarra vor der Abwehr agierte.
Louis van Gaal wechselte bei den Bayern nach dem 2:1-Sieg in Freiburg, das eine Serie von drei tor- und sieglosen Pflichtspielen beendete, ebenfalls einmal. Altintop kam für den nicht einsatzfähigen Braafheid (Oberschenkel) ins Team, Lahm rückte somit nach links auf seine Lieblingsposition. Die verletzten Robben und Ribery (beide Knie) standen erneut nicht im Kader.
Der FC Bayern begann forsch, trat anfänglich im Stile einer Heimmannschaft auf und erarbeitete sich mehr Ballbesitz und Feldvorteile. Noch nicht einmal sechs Minuten waren vergangen, als der deutsche Rekordmeister für seine engagierte Leistung belohnt wurde - allerdings ohne sich eine echte Chance zu erspielen. Badstuber brachte einen Eckball von rechts in den Strafraum, wo Ciani der Klärungsversuch völlig missglückte. Vom Fuß des Franzosen sprang das Leder zum 0:1 ins Netz.
Das Tor tat allerdings weniger dem Spiel der Bayern, als vielmehr den Franzosen gut. München ließ sich immer weiter zurückfallen, und die Gastgeber übernahmen das Kommando. Chamakh hatte nur drei Minuten nach dem 0:1 den Ausgleich auf dem Fuß, aus etwas ungünstigem Winkel rutschte dem Marokkaner aber der Ball über den Spann (9.). Der FCB ließ in der Folge zwar kaum Großchancen der Blanc-Elf zu, befand sich aber fast ausschließlich in der Defensive und verursachte eine Reihe von Standardsituationen. Wendels tückischen 42-Meter-Freistoß konnte Butt nur mit Mühe parieren (18.). Ein Freistoß war es dann auch, der indirekt den Ausgleich einleitete. Tremoulinas Versuch blieb zwar in der Mauer hängen, hatte aber einen Eckball zur Folge. Diesen schlug Wendel nach innen, und Eigentorschütze Ciani machte seinen Lapsus aus der Anfangsphase sehenswert wett. Der Franzose sprang dem Leder entgegen und wuchtete das Spielgerät traumhaft per Hacke in die Maschen (29.).
Und es kam noch dicker für die Deutschen. Der bereits verwarnte Jungstar Müller ließ sich im Mittelfeld zu einem harten Foul gegen Chalme hinreißen und sah völlig zu Recht Gelb-Rot (30.). In Überzahl nahm der Druck der Franzosen weiter zu. Wendel köpfte drüber (32.), Gourcuffs Distanzversuch parierte Butt erstklassig (39.). Vier Minuten vor dem Seitenwechsel musste der Bayern-Schlussmann aber ein zweites Mal hinter sich greifen. Und wieder war ein Freistoß der Ausgangspunkt. Wendel flankte an den Fünfmeterraum, wo Altintop Planus anschoss. Vom Fuß des Girondins-Verteidigers fand der Ball den Weg zum 2:1-Pausenstand ins rechte obere Eck (41.).
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Auch nach der Pause war Bordeaux zunächst das tonangebende Team, agierte aber längst nicht mehr so strukturiert wie noch in den ersten 45 Minuten. Je länger die Partie dauerte, desto besser fanden sich die Bayern zurecht und suchten immer öfter selbst den Weg in die Spitze.
Richtig gefährlich wurde es vorerst aber nicht. Toni bugsierte das Leder nach einer Schweinsteiger-Flanke mit dem Knie daneben (61.), Klose verlor nach Tonis Pass das Laufduell gegen Planus (64.). Zudem strahlten Badstubers Ecken keine Gefahr aus. 25 Minuten vor dem Ende schien dann alles verloren. Statt den Ball wegzuschlagen, ging Butt ins Laufduell mit Chamakh, verlor dieses und trat den Angreifer im Strafraum von hinten um. Gourcuff führte den fälligen Elfmeter aber viel zu arrogant aus und lupfte den Ball aufs linke Eck. Butt war zur Stelle und reparierte seinen kapitalen Schnitzer (66.).
Es war ein spannendes und spektakuläres Match, das sich die Bayern mit den Franzosen lieferten. Chamakh rutschte an Wendels Hereingabe knapp vorbei (67.), wenig später vergab Toni die dicke Ausgleichsgelegenheit, als er eine van Bommel-Flanke an den Pfosten köpfte (72.).
Die Begegnung stand bis zum Ende auf des Messers Schneide. Das lag daran, dass die Hausherren die dezimierten Münchner nicht mehr allzu sicher im Griff hatten, allerdings weiter die besseren Chancen besaßen. Chamakh und Plasil verpassten aber das 3:1, nachdem Butt Tremoulinas' Schuss nicht hatte festhalten können (84.).
Hatte das Spiel bis hierhin schon alles zu bieten gehabt, gab es am Ende dennoch eine Steigerung. Van Buyten riss im Strafraum den enteilten Chamakh um. Rote Karte für den Belgier und ein erneuter Strafstoß für Girondins waren die Folge. Diesmal trat der eingewechselte Jussie an, doch Butt ahnte erneut das Eck und hielt den FCB weiter im Spiel (89.). Es sollte nichts helfen. Bordeaux schaukelte den Sieg in doppelter Überzahl letztlich über die Zeit.
Die Bayern haben im Bundesligaspiel am Samstag in der Allianz Arena Frankfurt vor der Brust, Bordeaux empfängt am selben Tag in der französischen Ligue 1 Le Mans UC 72. In der Königsklasse stehen sich beide Klubs bereits am 3.11. in München wieder gegenüber.