OSC-Coach Rudi Garcia ließ zum Auftakt der Champions League mit Pedretti, immerhin französischer Nationalspieler, einen bekannten Namen auf der Bank. Lille ging dennoch als klarer Favorit in die Begegnung, auch aufgrund der klar größeren individuellen Klasse. Landreau, Basa, Mavouba, Tulio de Melo und Kalou, der im Vorjahr mit dem FC Chelsea die Champions League gewonnen hatte, bildeten das Gerüst des Gastgebers.
Auf der anderen Seite waren die Schützlinge von Trainer Viktor Goncharenko weitgehend unbeschriebene Blätter im internationalen Fußball. Einzige Ausnahme dabei ist der ehemalige Bundesligaprofi Hleb (VfB Stuttgart und VfL Wolfsburg), der Baryssau mit seiner enormen Erfahrung weiterhelfen soll. Baga musste aufgrund einer Oberschenkelverletzung passen.
Spielbericht
Die Franzosen begannen forsch und sorgten durch Kalou (4.) früh für Gefahr, wurden dann aber direkt geschockt. In der sechsten Minute bediente Bordachev Volodko, der aus über 20 Metern einfach mal abzog. Der Ball senkte sich über den etwas zu weit vor dem Tor stehenden Landreau ins Tor.
Der OSC schüttelte sich leicht und drängte danach auf den Ausgleich. De Melo (9.) und Debuchy (12.) sorgten für Aufregung, ehe der krasse Außenseiter erneut eiskalt zuschlug: Hleb leitete einen Konter geschickt ein und passte in die Gasse zum startenden Olekhnovich. Dieser legte quer in die Mitte zum ehemaligen Freiburger Rodionov, der aus kurzer Distanz trocken auf 2:0 erhöhte (20.). Bitter für Lille, denn der Treffer hätte wegen Abseits nicht zählen dürfen.
Baryssaus Mauertaktik geht voll auf
Überflieger: Baryssaus Bordachev gegen Lilles Debuchy (re.). Getty Images
Der letztjährige Dritte der Ligue 1 wollte sich mit der drohenden Niederlage nicht abfinden und spielte weiter mutig nach vorne - Zeit hatten die Hausherren immerhin noch genügend. Trainer Rudi Garcia konnte mit der Chancenverwertung seiner Schützlinge jedoch keineswegs zufrieden sein: Martin (28.), Debuchy (32.) und Payet (37.) ließen weitere Gelegenheiten liegen. BATE hatte mittlerweile auf Mauertaktik umgestellt und schlug trotzdem noch einmal zu: Olekhnovich kam innerhalb weniger Sekunden gleich zweimal zum Abschluss und nutzte seine zweite Chance, um aus 15 Metern den 3:0-Pausenstand zu besorgen (43.).
Die Gastgeber begannen die zweite Hälfte mit zwei frischen Leuten: Roux und Mendes da Graca kamen für Martin und Tulio de Melo. Am Geschehen auf dem Rasen änderte sich dadurch vorerst nichts. Lille blieb engagiert, aber weitgehend harmlos. Baryssau stand gut geordnet und hielt sich zunächst schadlos. Doch dann schlug Payet eine Ecke von links nach innen, wo Chedjou am höchsten stieg und per Kopf seinen Farben neue Hoffnung einflößte - 1:3 (60.).
Das Tor war aus einem ruhenden Ball entsprungen, Lille musste sich nun aber auch spielerisch steigern, um die drohende Pleite doch noch abzuwenden. Und der OSC erhöhte den Druck, biss sich in der gegnerischen Hälfte fest. Baryssau sah sich nun inmitten einer echten Abwehrschlacht, verlor in dieser aber nicht die Nerven und hielt dem Dauerdruck stand, auch weil Payet (70.), Kalou (73.) und Roux (76.) kein Abschlussglück hatten. Weil auch Hleb auf der Gegenseite bei einem der seltenen Entlastungsangriffe vergab (80.), änderte sich am Resultat nichts mehr. Der Ex-Stuttgarter wird es verkraften können, nimmt er doch mit seinen Teamkollegen die drei Punkte mit nach Hause.
Lille erwartet am kommenden Samstag in der heimischen Ligue 1 Olympique Lyon zum Topspiel (21 Uhr), für die Weißrussen wird es am selben Tag in Minsk beim Duell mit Dinamo ernst. In der Champions-League gastiert der OSC am Dienstag, den 2. Oktober, in Valencia, Baryssau trifft dann auf die Münchner Bayern.