Terry am Start, Wortmelder Schürrle
Chelsea-Coach José Mourinho schonte am Wochenende in der Liga zwar etwas das Personal, erreichte dennoch einen 2:0-Sieg bei Tabellenführer Liverpool . Im Vergleich zum 0:0 im Hinspiel veränderte der Portugiese seine Startelf auf drei Positionen: Torhüter Schwarzer ersetzte Cech (Schulterverletzung), zudem starteten Ivanovic und Hazard (zurück nach Wadenproblemen) für die gesperrten Lampard und Mikel (3. Gelbe Karte). Madrids Trainer Diego Simeone führte sein Team in der jüngsten Meisterrunde zu einem 1:0-Erfolg in Valencia . Sein Personal veränderte der ehemalige Atleti-Spieler im Vergleich zum Hinspiel auf ebenfalls drei Positionen: Tiago, Arda Turan und Adrian Lopez rückten für Raul Garcia, Diego (beide Bank) und Gabi (3. Gelbe Karte) von Anfang an auf den Rasen.
Der deutsche Nationalspieler Schürrle saß zwar auf der Bank, meldete sich im Vorfeld allerdings noch einmal zu der defensiven Spielweise der Blues zu Wort: "Man kann perfekten Fußball spielen und trotzdem verlieren. Wenn die Leute sagen, 'Chelsea kann nicht Fußball spielen', selbst wenn wir gewinnen, dann sind sie einfach nur neidisch." Madrids Akteur Filipe hoffte dagegen vorab auf eine gute Vorbereitung seines Trainer Simeone.
Willian mit Kopf, Torres mit Glück
Genoss seinen Treffer gegen den Ex-Klub still und leise: Fernando Torres (hier mit Vorbereiter Azpilicueta). Getty Images
Die Taktik der Colchoneros stimmte an sich von Anfang an. Die Spanier nämlich gaben den Hausherren zwar den Ball, schlossen aber wie gewohnt sämtliche Lücken in der eigenen Gefahrenzone. Die möglichen Konteransätze verpufften allerdings reihenweise. Erstens weil Chelsea gut direkt gegenpresste, und zweitens weil sich die Atleti-Spieler wie Adrian Lopez oder Arda Turan zu ungestüm in Kunstaktionen versuchten (11. und 43.). Zwar sahen die Zuschauer insgesamt eine recht zähe Angelegenheit, die bessere Mannschaft war jedoch der Gastgeber. Vor allem über den flinken und überall im Angriff agierenden Hazard lief viel, nur eben zu wenig in den entscheidenden Momenten. Mehr als ein guter Fallrückzieher von David Luiz war lange nicht zu sehen (23.). Doch plötzlich ging es schnell: Willian zog an der rechten Eckfahne zwei Gegenspieler auf sich, legte nach innen ab für den durchstartenden und freien Azpilicueta. Dieser passte leicht in den Rückraum zu Torres, der mit seinem von Godin leicht abgefälschten Abschluss das Tor fand (36.). Ausgerechnet Torres! Der Spanier war einst von Atletico nach Liverpool auf die Insel gekommen, ehe ihn der Weg zu den Blues führte.
In der Folge agierten die Blues eher verwunderlich, zogen ihr oftmals hoch angesetztes Pressing zurück, ließen die Rojiblancos machen. Auch wenn erst Koke mit einer ordentlichen Freistoßflanke scheiterte (42.), sollte sich dies noch vor dem Seitenwechsel rächen: Arda Turan kam dabei über rechts, passte zurück zu Tiago. Dieser schlug eine halbhohe Flanke an den zweiten Pfosten zu Juanfran, der quer nach innen legte. Am dieses Mal hinteren Pfosten stand Adrian Lopez blank sowie goldrichtig und netzte humorlos ein (44.).
Die Halbfinal-Rückspiele
Diego Costa bereitet für sich selbst vor
Diesen Schock verdauten die Londoner zu Beginn der zweiten Hälfte eher schlecht, Atleti machte direkt Druck und hatte die erste starke Gelegenheit: Arda Turan wurde mit einer Flanke von Koke gut bedient, tippte das Leder gekonnt an Ivanovic vorbei und feuerte aus spitzem Winkel drauf. Torwart Schwarzer bekam gerade noch die Hände hochgerissen (47.). Auch wenn die Rojiblancos weiterhin am Drücker blieben, kam Chelsea auch zu einer Gelegenheit. Einen Willian-Freistoß, der in einen wuchtigen Terry-Kopfball mündete, konnte Torwart Courtois gut entschärfen (53.).
Dann aber schlugen wieder die Spanier zu - und das ob des offensiven Pressings nicht unverdient: Nach einer Flanke von rechts stieg der frisch eingewechselte Eto'o zu heftig gegen Diego Costa ein, traf diesen am Knie - klare Sache, es gab Elfmeter (59.). Kurios: Weil sich der Stürmer bei der Ausführung das Spielgerät zu lange zurechtrückte, hagelte es die Gelbe Karte. Diego Costa blieb allerdings cool und hämmerte den Ball halblinks unter die Querlatte (60.). Willian bereitete dann fast das 2:2 vor: Sein Freistoß fand den Kopf von David Luiz, der den linken Pfosten traf. Von dort segelte das Leder in die Mitte, Torhüter Courtois reagierte glänzend per Reflex und lenkte den Ball letztlich über die Querlatte (64.). Weil die Colchoneros in der Folge jedoch par tout nicht locker ließen und weiter offensiv drückten, fiel frühzeitig die Vorentscheidung: Einen schönen Diagonalpass nahm Juanfran an der rechten Grundlinie direkt, legte das Spielgerät so perfekt nach hinten zu Arda Turan. Der Türke scheiterte erst noch an der Latte und an einer leichten Berührung von Torwart Schwarzer, im Nachsetzen war das Rund aber zum 3:1 drin (72.).
Schwarze Mourinho-Serie
Die Schlussphase ließ der verdiente Sieger an diesem Tag lässig ausklingen, Koke und Co. führten die mittlerweile leicht überfragten Blues teilweise gar vor. Zudem scheiterte Hazard noch an einer starken Fußparade seines Nationalmannschaftskollegen Courtois (90.+4). Doch letztlich blieb beim 3:1 und bei Mourinhos neuem Fluch: Der portugiesische Trainer schied mit seinen Teams zuletzt jeweils im Halbfinale aus - 2011 mit Real Madrid gegen Barcelona, 2012 mit Real Madrid gegen Bayern München, 2013 mit Real Madrid gegen Dortmund und nun 2014 gegen Atletico Madrid. Die Colchoneros dürfen sich derweil auf das erste Stadtderby im Finale der Champions League in Lissabon freuen und über eine stolze Serie: Atleti ist die ganze Spielzeit ungeschlagen geblieben.
Kommenden Sonntag (17 Uhr) ist der FC Chelsea gegen Norwich City in der Liga gefordert. Atletico muss zeitgleich bei UD Levante antreten. Das Finale der Königsklasse steigt am 24. Mai (20.45 Uhr) im Estadio da Luz (Stadion des Lichts) in Lissabon.