Bayerns Trainer Pep Guardiola änderte seine Startelf im Vergleich zum 1:0 am Samstag in der Bundesliga gegen Frankfurt auf drei Positionen: Anstelle von Javi Martinez (Bank) rückte Kimmich in die Abwehr, im Mittelfeld erhielten Vidal und Douglas Costa den Vorzug vor Xabi Alonso und Götze.
Benfica hatte eine höchst überzeugende Generalprobe in der heimischen Primeira Liga hingelegt und den Tabellenvierten Sporting Braga mit 5:1 abgefertigt . Für die Elf von Coach Rui Vitoria traf auch Torjäger Jonas, der gemeinsam mit Neapels Higuain mit 30 Treffern in 28 Ligaspielen die Golden-Shoe-Wertung als bester Angreifer Europas anführt.
Blitzstart! Vidal trifft nach 110 Sekunden
Von derlei Statistiken ließen sich die Münchner aber nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Sie ergriffen auf Anhieb die Initiative und gingen schon nach 110 Sekunden in Front: Flanke Juan Bernat, Kopfball Vidal - 1:0 (2.). Der FCB drohte die Gäste zu überrennen. Er blieb auf dem Gaspedal und überforderte die Portugiesen in der Anfangsviertelstunde mit schnellem Pass- und variablem Positionsspiel. Gerade die punktgenauen Flügelwechsel - ein auffälliges Stilmittel, mit dem Guardiolas Team Benficas Viererkette auseinanderdividierte - stellte die Gäste vor ein Rätsel.
Douglas Costa bot sich die nächste Torchance, sein Flachschuss aus 17 Metern landete in den Fängen von Ederson (10.). Die Bayern dominierten das Spiel nach Belieben, hatten Ballbesitzwerte um die 75 Prozent - und in Person von Müller die dritte gute Gelegenheit, die eigentlich das 2:0 hätte bedeuten müssen: Ederson war bei der Volleyabnahme des Weltmeisters zur Stelle (21.).
Gaitans Schuss wird geblockt
Nun nahmen die Hausherren in der mit 70.000 Zuschauern ausverkauften Allianz-Arena das Tempo heraus. Benfica fand ins Spiel, brachte die Münchner aber kaum einmal in Bedrängnis. Einzige Ausnahme: Gaitans Torschuss, den Vidal blockte (45.+3). Zuvor hatte der Chilene auf der Gegenseite den Ball per Aufsetzer aufs Tornetz geköpft (36.). Mit einer verdienten, zurecht aber nicht deutlicheren Führung für die Bayern ging es in die Pause.
Die Viertelfinal-Hinspiele
Auch nach dem Seitenwechsel wusste Guardiolas Team nicht so recht zu gefallen. Zwar hatte es weiterhin mehr Ballbesitz, doch abgesehen von zwei harmlosen Distanzschüssen von Bernat (57., 59.) brachte es keine Abschlüsse zustande. Benfica hatte sich längst in diese Partie gekämpft, war präsenter im Mittelfeld, aggressiver in den direkten Duellen - und kam nun auch zu hochkarätigen Torchancen: Jonas scheiterte alleine vor Neuer an ebendiesem (57.). Sieben Minuten später hatte Jonas den Ausgleich erneut auf dem Fuß, doch erst wurde sein Schuss von Javi Martinez geblockt, den Nachschuss jagte er über den Kasten (59.). Dies hätte eigentlich das 1:1 bedeuten müssen.
Ribery hat das zweite Tor auf dem Fuß
Die Bayern mühten sich, Lücken im Defensivverbund der Adler zu finden. Sie spielten häufig zu umständlich und rieben sich in Zweikämpfen auf. Der FCB ließ Power, Zielstrebigkeit und Tempo vermissen. Erst in den Schlussminuten wurden sie nochmal zwingend: Erst fand Ribery mit seinem Flachschuss seinen Meister in Ederson (81.), dann legte Lewandowski alleine vor dem Tor uneigennützig auf Lahm quer, anstatt selbst zu schießen - und spielte unpräzise ab (89.). So blieb es beim 1:0.
Benfica hat sich damit die Chance gewahrt, im Rückspiel am Mittwoch kommender Woche (20.45 Uhr) ins Halbfinale einzuziehen. Zuvor sind beide Teams in der Liga gefordert: die Bayern am Samstag (15.30 Uhr) beim VfB Stuttgart, Lissabon etwas später (18.30 Uhr) beim abstiegsbedrohten Klub Academica Coimbra.