Bundestrainer Joachim Löw stellte im Vergleich zum 1:3 im August gegen Argentinien auf vier Positionen um: Neuer kehrte für Zieler ins Tor zurück. Außerdem spielten Lahm, Mertesacker und Götze für den im Abschlusstraining verletzten Schmelzer (Prellung am linken Fuß), Boateng und Lars Bender. Das taktische System wurde von einem 4-2-3-1 auf ein 4-1-4-1 umgestellt.
Deutschland gab vom Anpfiff weg Gas und setzte das von Löw geforderte aggressive Offensivpressing sofort um. Daraufhin igelten sich die Färöer mit zehn bis elf Mann vor dem Strafraum ein und stellten die Räume zu. Die DFB-Elf versuchte, dieses Bollwerk mit Kurzpasskombinationen und schnellen Dribblings zu knacken und kam schon früh zu Torchancen.
Reus (8.), Khedira (9., 11.), Müller (20.) und Klose (19., 26.) hatten die Führung auf dem Fuß, verzweifelten aber an Paraden des überragenden Torwarts Nielsen, oder zielten knapp vorbei. Schließlich sollte eine Einzelaktion die Erlösung bringen: Götze lief vor dem linken Sechzehnereck quer in den Strafraum, ließ bei seinem Tempo-Dribbling fünf Färinger wie Slalomstangen stehen und traf mit einem präzisen Flachschuss zum 1:0 (28.).
Nach dem Führungstreffer dränge die Nationalelf auf das zweite Tor. Staubsauger Khedira tauchte immer häufiger im gegnerischen Sechzehner auf und selbst Innenverteidiger Hummels rückte bis zur Strafraumgrenze auf, um die Angriffsbemühungen zu unterstützen. Diese offensive Einstellung brachte neben viel Ballbesitz und Torchancen aber auch Risiken mit sich. Die Färöer setzten nach Befreiungsschlägen oder Fehlern der Deutschen immer wieder Nadelstiche und konnten jeweils gerade noch rechtzeitig gestoppt werden.
Özil erhöht nach einem Konter
WM-Qualifikation
Zu Beginn des zweiten Durchgangs offenbarte die deutsche Hintermannschaft wiederholt Schwächen auf der rechten Abwehrseite. Edmundsson kam durch und holte immerhin eine Ecke heraus. Wer auf eine Torchance für den Inselstaat gehofft hatte, wurde nur 14 Sekunden später bitter enttäuscht: Deutschland konterte blitzschnell im eigenen Stadion. Müller lief am rechten Flügel bis zur Grundlinie und flankte nach innen, wo Özil mit einem Direktschuss vollendete (54.).
Fortan war die Löw-Elf wieder griffiger, bot Einbahnstraßenfußball und generierte Chancen im Minutentakt. Doch entweder trafen die Deutschen das Tor nicht, oder Torwart Nielsen überraschte immer wieder mit sehenswerten Paraden. Mit der Zeit wurde der Druck der Hausherren aber zu groß und die Färöer konnten das hohe Tempo nicht mehr mitgehen. Reus steckte für Özil in den Strafraum durch, der frei vor Nielsen mit einem Tunnel zum 3:0 traf (71.).
Nun waren die Würfel endgültig gefallen. Die Färöer konnten nicht mehr aus ihrer eigenen Hälfte ausbrechen und zogen sich weit zurück. Sieben bis neun Spieler positierten sich im und um den Strafraum. Deutschland hielt den Druck aufrecht und schaltete immer wieder zusätzliche Defensivspieler hinzu, um zusätzliche Anspielstationen zu schaffen. Dennoch wurde die Chancenerarbeitung mit fortschreitender Spieldauer immer weniger.
Abgehoben: Mesut Özil schnürte einen Doppelpack. picture alliance
In der Schlussphase sorgte dann doch noch einmal der Außenseiter für Furore: Holst, der Lahm zuvor bei mehreren Einzelaktionen schlecht aussehen ließ, zog aus 20 Metern frech ab. Der unplatzierte Ball prallte vor Neuer noch einmal auf und wurde durch den nassen Rasen unerwartet schnell. Dem deutsche Keeper wäre das Spielgerät fast durch die Beine gerutscht, dann packte Bayerns Schlussmann aber im Nachfassen zu (82.). So blieb es am Ende beim verdienten 3:0-Erfolg der Deutschen, die damit den 500. Länderspiel-Sieg feiern durften und damit auch den ersten Dreier für die WM-Qualifikation für Brasilien 2014 verbuchten.
Für das deutsche Team geht es am Dienstag mit dem Nachbarduell in Wien gegen Österreich (Anstoß 20.30 Uhr) weiter. Die Färinger spielen erst am 12. Oktober wieder und empfangen dann die Schweden.