Lübecks Coach Rolf Martin Landerl nahm nach dem 2:0-Sieg über LSK Hansa in der Regionalliga Nord fünf Änderungen an seiner Anfangsformation vor: Für Gommert, Lippert, Mende, Matovina und Fernandes (alle Bank) fingen Raeder, Weissmann, Riedel, Malone und Thiel an.
St. Paulis Cheftrainer Jos Luhukay tauschte nach dem 1:3 gegen Greuther Fürth viermal Personal: Anstelle von Kalla, Hoffmann, Bednarczyk (alle Bank) und Avevor (Wadenbeinbruch) standen Hornschuh, Buchtmann, Sobota und Gyökeres (Startelf-Debüt) von Beginn an auf dem Rasen.
Von Minute eins an schnappte sich der Zweitligist den Ball, erst einmal wusste St. Pauli auch etwas damit anzufangen. Obwohl Neuzugang Gyökeres in guten Abschlusspositionen zweimal die falsche Entscheidung traf (2., 4.). Doch auch Lübeck hatte kein großes Interesse daran, abzuwarten - gerade über schnelle Gegenstöße, vorzugsweise nach Pauli-Fehlern, wurde der VfB durchaus gefährlich. So schickte Thiel Arslan mit einem präzisen Flachpass in den Sechzehner, dessen Rückgabe beförderte Deichmann mit etwas Glück über die Linie - 1:0 für den Außenseiter (9.)!
VAR erst ab Achtelfinale - bitter für St. Pauli
Die Brust des VfB wurde breiter, die Angriffsstruktur der Hamburger ließ zu wünschen übrig. Diamantakos' Seitfallzieher (21.) klappte ebenso nicht wirklich, wie Luhukays offensives 3-5-2. Torschütze Deichmann köpfte nach einem weiteren Gegenstoß nur Zentimeter vorbei - Durchatmen bei den Kiezkickern (23.). Möller Daehli trat einen direkten Freistoß zu unplatziert aufs Torwarteck (27.), dann hatte St. Pauli aber Pech: Conteh wurde im Sechzehner klar gefoult, der fällige Elfmeter jedoch nicht gepfiffen (31.) - erst ab dem Achtelfinale unterstützt der VAR das Gespann auf dem Feld. Miyaichi brach in Minute 44 mal auf die Grundlinie durch, seine Hereingabe fing Grupe ab.
DFB-Pokal am Sonntag
Nach Wiederbeginn drückten die Hamburger aufs Gaspedal - und das sinnvoller. Gyökeres kam bis auf die Grundlinie durch, die Abschlüsse von Diamantakos und Möller Daehli wurden daraufhin gerade noch abgeblockt (48.). St. Pauli präsentierte klarere Angriffe, die Lübeck kaum Durchschnaufpausen gewährten. Just in dieser Phase unterlief Knoll im eigenen Sechzehner ein übler Schnitzer, Arslan eroberte die Kugel und bediente Thiel, dessen Linksschuss von Möller Daehli gravierend abgefälscht und zum 2:0 wurde (55.).
Doppelschlag in drei Minuten
Die Gäste schienen kurzzeitig bedient, nicht aber aus der Bahn geworfen. Marschroute war die Flucht nach vorne. Miyaichi zielte aus 15 Metern drüber (62.), Sobota wuchtete das Leder aus selbiger Position eine Zeigerumdrehung später unter die Latte (63.). Und es kam noch besser: Diesmal leistete sich der VfB in Person von Thiel einen Aufbaufehler, Möller Daehli flankte auf Diamantakos, der aus wenigen Metern zum 2:2 einköpfte - Doppelschlag in drei Minuten (66.).
Die Kiezkicker schnupperten sogar am 3:2, der eingewechselte Sahin verstolperte aber entscheidend (70.), Diamantakos versuchte es zu kompliziert (73.). Auf der Gegenseite unterband Buballa bärenstark einen gefährlichen Konter (77.), nach einem weiteren hätte Mende gegen Miyaichi vielleicht einen Strafstoß bekommen können (86.). Die letzte große Chance in 90 Minuten aus dem Spiel heraus vergab Hoins, doch er verzögerte in bester Strafraumposition unnötig (90.+1) - also: Verlängerung.
Knoll betreibt Wiedergutmachung
St. Pauli wollte den 30 Zusatzminuten seinen Stempel umgehend aufdrücken. Diamantakos wurde im Sechzehner noch geblockt (94.), Knoll, der das 0:2 mitverschuldete, köpfte die fällige Ecke am ersten Pfosten ein - 3:2, Spiel gedreht (94.). Das nagte am VfB, dessen Konter rarer wurden. Die Gäste blieben tonangebend, hielten Lübeck so immer besser vom eigenen Kasten fern. Was auch lange Zeit gelang - bis die Hamburger einen eigenen Einwurf schlampig ausführten: Die Kugel landete bei Fernandes, der steckte für Ex-HSVler Arslan durch, der links im Strafraum cool blieb und zwei Vorlagen das 3:3 folgen ließ (115.). Ein epischer Pokalfight, der - nachdem Diamantakos für ein Nachtreten gegen Raeder noch Rot gesehen hatte (119.) - vom Punkt entschieden werden musste.
Arslan wird zur tragischen Figur
Der Jubel nach Arslans (#5) 3:3 war groß. picture alliance
Ausgerechnet Arslan verschoss als erster Lübecker Schütze, sein Keeper Raeder antwortete aber mit der Parade gegen Hoffmann. Dann verschoss, nachdem Knoll souverän mit dem 4:3 vorgelegt hatte, nur noch Ex-VfBler Fernandes - St. Pauli setzte sich nach über 120 Minuten Pokaldrama im Elfmeterschießen durch.
Für den Regionalligisten geht es bereits am Mittwoch beim Heider SV weiter (18.30 Uhr). Am Samstag (13 Uhr) muss St. Pauli zum VfB Stuttgart.