Im dritten Versuch wollte PSG endlich den achten Meistertitel vorzeitig unter Dach und Fach bringen, nachdem zuvor beim 2:2 gegen Straßburg und beim 1:5 gegen Lille zwei Matchbälle vergeben worden waren. Die Ausgangslage vor dem Nachholspiel des 28. Spieltags in Nantes war klar: Ein Auswärtssieg musste her, damit der Titel sechs Runden vor Schluss auch vom kühnsten Rechentheoretiker nicht mehr angefochten werden konnte. Diese Mission wurde jedoch erschwert, weil PSG-Trainer Thomas Tuchel nach einem Feldverweis in der Partie gegen Straßburg noch eine Sperre auf der Tribüne absitzen musste - und obendrein auf dem Platz nur eine bessere B-Elf an den Start bringen konnte. Neben vielen verletzten oder angeschlagenen Stars fehlte auch Mbappé im Kader: laut Tuchel eine Schonungsmaßnahme vor allem mit Blick auf das noch anstehende Pokalfinale.
Drei Ex-Schalker und ein Traumtor
Mit Kehrer, Draxler und Choupo-Moting durften drei Ex-Schalker von Beginn an mitwirken - und bekamen früh zu spüren, dass der Tabellen-15. der Ligue 1 offenbar nicht zum Königsmacher werden wollte: Die Hausherren warfen sich bissig in jeden Zweikampf und erarbeiteten sich auch die erste Großchance: Coulibaly kam nach einer Traoré-Flanke von links im Strafraum aus sieben Metern zum Kopfball, und Buffon musste schon einen Monster-Reflex auspacken, um seine Farben vor dem Rückstand zu bewahren (12.). Auch ein Traumtor von Dani Alves, der die Kugel aus rund 28 Metern halbrechter Position fulminant und mit stark abfallender Flugkurve ins linke obere Toreck gejagt hatte (28.), brachte PSG nicht den erhofften Rückenwind.
Nantes kam vielmehr sofort zur Antwort, als Diego Carlos nach einer Ecke zentral aus fünf Metern einköpfte (22.). Tuchel, der es sich auf der Tribüne hinter einem Laptop gemütlich gemacht hatte, sah seine Elf in der Folge im Aufwind. Zwei Diaby-Torannäherungen brachten jedoch keinen Ertrag (37./41.), stattdessen folgte kurz vor dem Pausenpfiff die kalte Dusche: Coulibaly ließ Kehrer auf dem linken Flügel alt aussehen, drang in den Strafraum ein und legte zurück auf Moutoussamy, der wiederum Waris einschussbereit am zweiten Pfosten fand - 2:1 (44.).
Diego Carlos schnürt den Doppelpack
Tuchel war direkt nach diesem Nackenschlag von seinem Zuschauerplatz geeilt, um in der Pause bei seiner Elf nachzujustieren. Dies missglückte aber, lag die Kugel doch schon in Minute 52 wieder hinter Buffon im Netz. Nach einer Ecke hatte Kurzawa den Ball vor die Füße von Diego Carlos abgefälscht, der aus der Kurzdistanz den Doppelpack schnürte. PSG war nun völlig von der Rolle, Nantes kratzte am vierten Treffer: Erst traf Coulibaly nach einem Paredes-Fehlpass aus 35 Metern das verwaiste Tor nicht (59., Buffon war nach einem Ausflug an den Strafraumrand noch nicht zurück im Kasten). Und dann spielte Waris zwar Kehrer schwindelig, scheiterte aber halbrechts aus spitzem Winkel an Buffon (68.).
Paris fing sich danach etwas und kam durch eine Kopfball-Halbchance Kurzawas (71.) sowie durch einen kecken Schuss-Versuch Choupo-Motings aus dem Sitzen im Strafraumgewühl an den linken Pfosten (79.) mal wieder vors Tor des Underdogs. In der Schlussphase warf PSG gar alles nach vorne, lud dabei großzügig zu Kontern ein und kam noch zum Anschluss durch Joker Guclu (89.) - dies änderte aber nichts daran, dass die Meisterfeier zum dritten Mal in Folge vertagt werden musste.