"Es ist doch schön, dass wir uns wieder Druck erarbeitet haben. Druck hilft, um wach zu sein und gute Leistungen abzuliefern." Diesen Satz hatte Schalke-Coach Thomas Reis im Vorfeld dieses Abstiegskrachers gegen Stuttgart gesagt - und absolut Recht behalten.
Denn seine Schützlinge, die durch das 0:0 bei Union Berlin zuletzt zum vierten Mal in Folge eine Bundesliga-Nullnummer erlebt hatten (neuer Rekord) und mit neuen Außenverteidigern daherkamen (Matriciano und Aydin für die angeschlagenen Uronen und Brunner), erwischten von Beginn an den besseren Start. Angetrieben von den heimischen Fans in der Veltins-Arena stand einerseits die Defensive richtig sicher, während vorn immer wieder Betrieb gemacht wurde.
Der gerechte Lohn war das frühe 1:0 gegen eine teils zu schläfrig verteidigende VfB-Hintermannschaft: Nach einem langen Ball von Fährmann verlängerte Matriciani in den Lauf von Frey, der nahe der linken Grundlinie präzise nach innen flankte. Dort kam Drexler angeflogen und nickte aus nächster Nähe unhaltbar für Schlussmann Bredlow ein (10.). Das erste S04-Tor nach über 400 Minuten.
Bülter packt die ganz feine Klinge aus
Bundesliga, 22. Spieltag
Doch damit nicht genug: Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia, der durch den 3:0-Befreiungsschlag gegen den 1. FC Köln sein Team zu einem Dreier geführt und die Startelf beibelassen hatte, musste weiteres Übel ertragen.
Einerseits brachten seine Schützlinge offensiv abgesehen von einer Schusschance für Führich (15.) sowie zu zentralen Kopfbällen von Endo (17., 26.) nichts Weltbewegendes zustande. Andererseits ließ die Mannschaft nach zwischenzeitlich druckvollerer Phase wieder den Gastgeber aufkommen - und wie: Erst verpassten Zalazar (31. und 35.), Frey (31.), Krauß (32.), ehe gezaubert wurde. Bülter vollstreckte nach Zalazar-Querpass halb mit dem Rücken zum Stuttgarter Tor fein via Absatzschuss zum verdienten 2:0-Pausenstand (40.).
Sosa trifft mit Glück, Silas muss sich ärgern
Mit Wiederbeginn zeigte sich dann auch der VfB - und zwar grundverbessert. In Phasen umstellten die Schwaben den S04-Strafraum längere Zeit, übten massiven Druck aus und kamen durch einen klaren Torwartfehler wieder ran. Fährmann, der erst seit vier Spielen den Vorzug für Hertha-Leihspieler Schwolow erhalten und hier jeweils die Null gehalten hatte, ließ einen absolut haltbaren Sosa-Distanzschuss durch die Beine rutschen (63.).
Verdient war dieser Anschluss allemal, die Labbadia-Schützlinge wirkten schlicht klarer sowie zielstrebiger in dieser Phase. Und sie hatten die große Doppelchance aufs 2:2, doch zunächst scheiterte hier Endo an einer sehr guten Fährmann-Tat, ehe Silas aus nächster Nähe den Abstauber nicht hinbrachte (66.). Die lange Zeit nicht mehr existenten Königsblauen meldeten sich mit einem Zalazar-Kracher (71.) und einem Jenz-Kopfball (72.) nach langer Ruhephase wieder an. Allgemein zeigte das Schlusslicht in der Endphase aber Wille, verteidigte mit Mann und Maus und brachte das 2:1 letztlich leidenschaftlich über die Zeit. Hängende VfB-Köpfe und befreiender S04-Jubel waren die Folge.
Mit dem ganz wichtigen Sieg, dem ersten seit sieben Ligaspielen (drei Niederlagen plus die vier Nullnummern zuletzt) und dem ersten Dreier seit dem 1:0 gegen Mainz am 14. Spieltag, meldete sich Schalke wieder richtig zurück im Bundesliga-Keller. Mit nunmehr 16 Punkten sind die Knappen dran an Bochum, Stuttgart sowie Hoffenheim (je 19) und gastieren am kommenden Samstag (15.30 Uhr) in Bochum - direkt der nächste Kracher im Keller. Für den VfB wird es derweil ganz schwer: Das Heimspiel gegen Meister Bayern München wartet am Samstagabend (18.30 Uhr).