Überraschende Rollenverteilung
Auf dem Papier war die Zuteilung relativ klar: Top-Team gegen Abstiegskandidaten. Doch bereits nach wenigen Sekunden zeigte sich, dass manche Zahlen im Sport nicht aussagekräftig sind. Die Gastgeber von der Südküste Englands legten vom Anstoß an los, Druck auf den Kasten von Lloris-Ersatz Vorm zu machen. Nach dem Annäherungsversuch von Gabbiadini (2.) und zwei verpassten Tadic-Hereingaben (5./12.) schlug es wenig später hinter dem Gäste-Keeper ein. Son verlor den Ball im Mittelfeld leichtfertig und mit einem schnellen Pass war der Ball auf dem Fuß von Bertrand, der auf dem linken Flügel Tempo machte. Der Außenverteidiger spielte einen scharfen Pass ins Zentrum und schließlich war Sanchez der Unglücksrabe, der beim Versuch, vor Stürmer Gabbiadini zu klären, das Zuspiel in das eigene Tor lenkte (15.).
Effizienz statt Ideenreichtum
Die Abstinenz von Zehner Christian Eriksen machte sich in Hälfte eins deutlich bemerkbar: Tottenham mangelte es an Kreativität im Offensivspiel - und an der nötigen Genauigkeit, aber: man hatte ja Harry Kane. Der englische Top-Stürmer lief sich frei, stieg hoch und nickte die Ecke seines Mitspielers zum überraschenden Ausgleich ein (18.). Kanes 99. Premier-League-Tor war ein weiterer Beweis seiner Klasse. Die klaren Höhepunkte lagen auf Seiten des FC, doch Effizienz war das Stichwort der Hotspurs. Tottenham fand trotz Motivationsschub nicht in die Spur. So spielten die Saints munter weiter auf den Gäste-Kasten und erarbeiteten sich weitere klare Chancen auf die erneute Führung durch Lemina (27./42.) und Stephens (38.). Zum Glück von Tottenham ließen die Hausherren die Top-Gelegenheiten liegen und gingen somit remis in die Kabinen.
Hätte für einen Jubelsturm sorgen können: Joker Michael Obafemi (li.). imago
Im zweiten Spielabschnitt nahmen die Spurs das Heft in die Hand und zeigten die gewohnte Spielkontrolle, doch die großen Chancen blieben lange aus. Grund dafür war die leidenschaftliche Kampfleistung der Gastgeber, die tief in der eigenen Hälfte standen und ihr Tor mit vollem Einsatz verteidigten. So wurde eine Vielzahl von Schussmöglichkeiten zunichte gemacht. Das erste Mal wurde es in der 66. Minute gefährlich, als Dele Alli einen pfeilschnellen Schuss nur knapp am linken Pfosten vorbeisetzte.
Knapp an der Sensation vorbei
Die Schlussphase der Begegnung war für Anhänger beider Teams ein holpriges Auf und Ab. Zunächst wehrten die Saints eine Doppelchance der Gäste souverän ab, dann verpasste der eingewechselte Obafemi den Sensationstreffer (88.). Zu Beginn der Nachspielzeit hatte Harry Kane sein 100. Premier-League-Tor auf dem Fuß, brachte die Kugel aber aus spitzem Winkel nicht im Tor unter (90.+1).
Somit blieb es beim durchaus verdienten Remis und beide Mannschaften nahmen einen Punkt mit. Die Saints sind trotz des unerwarteten Punktgewinns noch auf den Abstiegsrängen ansässig und Tottenham ist weiterhin auf Rang 5.