Beide Mannschaften traten ganz vorne nahezu in Bestbesetzung an: Brasilien bot Coutinho, Firmino, Gabriel Jesus und Neymar auf; bei Argentinien fehlte natürlich Kapitän Messi, die Alternativen Dybala, Correa und Icardi lasen sich aber ähnlich namhaft. Mitten in ein gemäßigtes Abtasten näherte sich Lo Celso für die Argentinier an: Nach einer Unachtsamkeit Casemiros zog der Linksfuß von der Strafraumkante ab, beinahe wäre Alisson ein erstes Mal geschlagen gewesen (8.).
Alissons Schreckmoment
Für kurze Zeit wurden die Gauchos nach ihrer ersten Gelegenheit mutiger, dann erspielte sich der fünffache Weltmeister allmählich ein Übergewicht - allerdings ohne wirkliche Konsequenz. Auch, weil der balldominante Neymar im letzten Drittel noch keine Lösungen fand, zwei seiner Freistoßflanken sorgten noch für die meiste Gefahr. Auf der Gegenseite fabrizierte Schlussmann Alisson beinahe einen kapitalen Bock, nach einem Rückpass hielt er die Kugel zu lang am Fuß, Correas herzhafte Grätsche hätte um ein Haar die Gaucho-Führung besorgt (23.).
Otamendi rettet gegen Miranda, Dybala knapp vorbei
Ähnlich unverhofft klingelte es fünf Zeigerumdrehungen später beinahe auf der anderen Seite. Eine Casemiro-Hereingabe kam bis an den langen Pfosten zu Miranda durch, der unbedrängt aus kurzer Distanz abzog - Otamendi klärte für den geschlagenen Romero auf der Linie (28.). Argentiniens zeitnahe Antwort: Ein direkter Dybala-Freistoß aus gut 25 Metern, knapp am Kreuzeck vorbeigezogen (30.). Ein erster Durchgang, in dem man allen Akteuren die hohen Temperaturen Saudi-Arabiens deutlich anmerkte, wartete in der Nachspielzeit mit einer strittigen Entscheidung auf: Zwei Argentiniern sprang die Kugel an oder auf der Strafraumlinie an Arm und Hand, Schiri Brych entschied auf Freistoß, den Neymar in die Mauer setzte (45.+2).
Die zweite Hälfte begann insbesondere die Albiceleste ambitionierter, Lo Celsos Kopfball fehlte aber die nötige Härte (48.). Der mit einem Steilpass eingesetzte Icardi verzögerte und wurde anschließend geblockt (52.). Paredes versuchte es erfolglos aus der Distanz (61.), auch durchdachte Kombinationen der Gauchos führten nicht zum Ziel – Marquinhos störte doppelt entscheidend (62.).
Neymar dreht auf, Miranda steigt hoch
Eine Minute später tauchte Neymar in der argentinischen Box auf, konnte durch drei Verteidiger aber gerade noch aus dem Konzept gebracht werden. In der Folge trat der 222-Millionen-Mann als Passgeber auf: Nach einer Tempoverschärfung auf dem linken Flügel konnte der eingewechselte Richarlison Neymars Hereingabe am langen Pfosten nicht verwerten (69.), eine Freistoßflanke drosch Arthur volley zu zentral auf Romero (71.). Etwas später wollte die Nummer 10 für Filipe Luis durchstecken, doch der aufmerksame Romero hatte den Braten gerochen und war aus seinem Kasten geeilt (83.). Chancenlos wäre der Schlussmann gegen Casemiros leicht abgefälschten Freistoß gewesen, der hauchzart am Pfosten vorbeistrich (85.).
Im allerletzten Anlauf wurden die am Ende zwingenderen Mannen von Tite nach einem Standard belohnt: Neymar trat eine Ecke scharf an den kurzen Pfosten, wo Miranda hochstieg, wuchtig einköpfte und eine ausgelassene Jubeltraube startete (90.+3).