Italiens Trainer Roberto Mancini brachte erwartungsgemäß seine A-Elf zurück auf den Rasen und wechselte im Vergleich zum 1:0 gegen Wales sieben Mal: Wieder mit dabei waren di Lorenzo, Spinazzola, Insigne, Berardi, Barella und der Ex-Dortmunder Immobile. Dazu ersetzte Acerbi den nach wie vor verletzten Chiellini im Abwehrzentrum, der es nicht ins Aufgebot geschafft hatte.
ÖFB-Teamchef Franco Foda vertraute dagegen der Elf, die die Ukraine mit 1:0 besiegte und damit den Einzug die K.-o.-Runde perfekt gemacht hatte. Siegtorschütze Baumgartner von der TSG Hoffenheim war somit auch von Beginn an dabei, nachdem er im letzten Spiel nach einer halben Stunde mit einem Brummschädel hatte ausgewechselt werden müssen.
Spielfreudige Italiener drängen Österreich in die Defensive
Vor dem Spiel waren die Rollen klar verteilt gewesen, nachdem Italien so souverän durch die Gruppenphase marschiert war. Auf dem Platz bestätigte sich dieser Trend zunächst schnell: Österreich, das kompakt stehen und zügig umschalten wollte, hatte große Probleme mit dem italienischen Tempo und Kombinationsspiel. Die Squadra Azzurra riss große Löcher in den gegnerischen Defensivverbund und kam so zu ersten Abschlüssen: Bachmann parierte gegen Insigne (14.) und Barella (17.).
Bis auf einen Arnautovic-Schuss (18.) hatte das ÖFB-Team kaum etwas zu bieten. Stattdessen wurden defensiv die Probleme immer gewaltiger, weil die Mancini-Elf spielfreudig das Leder laufen ließ. Da sich die Foda-Schützlinge mittlerweile aber meist ein gutes Stück weiter hinten positionierten, kamen zunächst keine nennenswerten Abschlüsse hinzu.
Immobile-Hammer ans Lattenkreuz
Mit eigenen Ballbesitzphasen sorgten die Österreicher nach einer halben Stunde für ein bisschen Erholung in der eigenen Hintermannschaft. Ansatzlos hämmerte Immobile genau in dieser Phase den Ball aus über 20 Metern ans Lattenkreuz - und vergab damit die größte Chance des gesamten ersten Durchgangs.
Nach torlosen 45 Minuten ging es ohne personelle Veränderungen in die zweite Hälfte, in der plötzlich das ÖFB-Team offensiv vereinzelt in Erscheinung trat: Erst scheiterte Arnautovic im Schnellangriff (49.), dann schnippelte Alaba einen Freistoß aus 17 Metern hauchzart über das Tor (52.). Auf der Gegenseite schraubte sich Bonucci nach einem Eckstoß am höchsten, köpfte aber deutlich am Ziel vorbei (56.).
Arnautovics Torjubel verpufft - kippt die Partie?
Noch immer war Italien das aktivere und auch spielstärkere Team, jedoch stellte Österreich mittlerweile clever die Passwege zu, brach so den Rhythmus der Azzurri und sorgte für die eine oder andere Unachtsamkeit: Nach dem italienischen Ballverlust flog Sabitzers abgefälschter Distanzschuss am Tor vorbei (62.). Kurz darauf passte ein Arnautovic-Kopfball aus spitzem Winkel punktgenau, jedoch war der Ex-Bremer bei Alabas Vorlage einen Hauch im Abseits gestanden (65.).
Das vermeintliche 1:0 durch Marko Arnautovic überstand nicht die Überprüfung des VAR: Abseits! imago images
Die Partie stand mittlerweile nicht nur wegen des nichtgegebenen Abseitstreffers Spitz auf Knopf und drohte phasenweise sogar in Richtung der Foda-Elf zu kippen. Italien war bei weitem nicht mehr so dominant und fand kaum mehr Lösungen, auch weil die Österreicher bissig dagegenhielten und nun auch aktiv in die Umschaltsituationen kamen. Letztlich ging in der Schlussphase aber keine der beiden Mannschaften das ultimative Risiko, sodass es in die Verlängerung ging.
Doppelpack Italien, doch ÖFB-Elf gibt nicht auf
In dieser schlugen die Italiener ganz früh zu: Rechts im Strafraum hatte Chiesa - erst in der 84. Minute eingewechselt worden - nach einer Verlagerung zu viel Freiheiten, ließ Laimer ins Leere laufen und drosch die Kugel aus spitzem Winkel zum 1:0 in die Maschen (95.)
Österreich musste öffnen - und zudem das zweite Gegentor hinnehmen: Der ebenfalls eingewechselte Pessina machte noch vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung das 2:0 für den Europameister von 1968 (105.). Die ersten Chancen auf ein Comeback der Österreicher wurden von Schaub (107.) und Sabitzer (111.) noch liegengelassen, ehe auch auf Seiten des ÖFB ein Joker knipste: Stuttgarts Kalajdzic verkürzte nach einer Ecke noch einmal auf 1:2 (114.). Doch am Ende einer dramatischen Begegnung brachte Italien den knappen Vorsprung über die Zeit.
Für die Österreicher ist das Turnier somit beendet, während die Mancini-Elf es am nächsten Freitag in München (Anpfiff: 21 Uhr) im Viertelfinale mit dem Sieger der Partie zwischen Belgien und Portugal zu tun bekommt.