Der Oranje-Coach baute sein Team im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Mexiko im Achtelfinale auf zwei Positionen um. De Jong fiel mit Leistenproblemen aus, der Augsburger Verhaegh musste wieder auf der Bank Platz nehmen. Martins Indi begann neu in der Defensive. Zudem brachte van Gaal Depay, der die linke Offensivseite übernahm. Damit agierten die Niederlande erstmals bei der WM in Brasilien klassisch mit drei Angreifern.
Costa Ricas Nationaltrainer Jorge Luis Pinto war nach dem 5:3-Erfolg im Elfmeterschießen gegen Griechenland im Achtelfinale zu einer Änderung gezwungen: Der Gelb-Rot-gesperrte Duarte wurde durch Acosta ersetzt.
Elftal kommt nicht an Navas vorbei
Wie es die Aufstellung der Niederländer vermuten ließ, übernahm die Elftal gegen die wie erwartet abwartend agierenden Costa Ricaner von Beginn an die Initiative. Allerdings taten sich Robben & Co. dabei durchaus schwer, denn die Mittelamerikaner verschoben sich diszipliniert und ermöglichten den Holländern zunächst kaum ein Durchkommen.
Und so entwickelte sich eine taktisch geprägte, sehr ereignisarme Begegnung, die von niederländischem Ballbesitz (Mitte der ersten Hälfte: 80 Prozent) geprägt war. Und so dauerte es bis in die 22. Minute, bis es erstmals vor dem Tor gefährlich wurde. Kuijt setzte van Persie halblinks in Szene, der aber am gut reagierenden Navas scheiterte. Der Nachschuss von Sneijder war für den Torhüter ein noch kleineres Problem.
Das Viertelfinale im Überblick
Sieben Minuten später hatten die Niederländer die nächste gute Gelegenheit. Doch Depay scheiterte aus ähnlicher Position wie zuvor van Persie an Navas, der gekonnt mit dem rechten Bein parierte (29.). Auch die "Ticos" sendeten wenig später ein offensives Lebenszeichen: Nach einer Freistoßflanke versuchte sich Acosta mit einem Seitfallzieher, den der Abwehrspieler allerdings nicht aufs Tor brachte (34.). Die letzte gute Chance der ersten Hälfte gehörte aber wieder den spielbestimmenden Holländern: Auch Sneijder kam mit einem direkten Freistoß aber nicht an Navas, der per Flugparade rettete, vorbei (39.).
Nach Wiederbeginn übernahmen die van-Gaal-Schützlinge sofort wieder das Zepter und versuchten, mehr Druck zu machen. Doch Costa Rica verstand es in dieser Phase geschickt, die Niederländer mit guter Abwehrarbeit im Kollektiv ins Leere laufen zu lassen. Insbesondere van Persie fand sich gleich mehrere Male in Abseitsposition wieder.
Martins Indi im Glück - Sneijder trifft Aluminium
Ab der 60. Minute wurden die "Ticos" plötzlich auch selbst offensiver. Martins Indi hätte sich nach einem Rempler im eigenen Sechzehner gegen Campbell nicht über einen Elfmeterpfiff beschweren dürfen (60.). Kurz darauf zielte Bolanos mit einem Freistoß aus etwa 28 Metern nur knapp über das Tor (62.) - ebenso Gonzalez per Kopf nach einer weiteren Standardsituation (65.).
Musste in der 2. Hälfte verletzt vom Feld: Cristian Gamboa. Getty Images
Erst in der Schlussviertelstunde übernahm Oranje wieder eindeutig das Kommando. Ein Kopfball von Vlaar nach einer Standardsituation gab den Startschuss zu einer kleinen Schlussoffensive der Elftal zum Ende der regulären Spielzeit. Die bis dahin beste Gelegenheit der Partie hatte aber Sneijder in der 82. Minute. Ein direkter Freistoß des Mittelfeldakteurs von links vor dem Strafraumreck klatschte vom Pfosten zurück ins Spielfeld. Zwei Minuten später war es dann einmal mehr Navas, der einen strammen Schuss von van Persie parierte (84.).
Van Gaals Torwart-Schachzug glückt
Der Mittelstürmer vergab auch in der 89. Minute freistehend am Fünfmeterraum, weil er in Bedrängnis nach einer Sneijder-Flanke über den Ball schlug. Doch dies war noch nicht die letzte Großchance vor Ablauf der regulären Spielzeit. Erneut van Persie feuerte aus halbrechter Position auf das Tor, Navas war bereits geschlagen, doch Tejeda lenkte den Ball auf der Torlinie noch mit dem Oberschenkel an die Querlatte, von wo das Spielgerät zurück ins Spielfeld flog (90.+2). Und so ging es in die Verlängerung.
Diese startete mit dem Einbahnstraßenfußball in Richtung des Tores von Costa Rica, mit dem die 90 Minuten zuvor geendet hatten. Nach einem Eckball parierte Navas einen Kopfball von Vlaar erneut (94.). Doch insgesamt fehlte es gegen die mit hoher Laufintensität arbeitende Deckung der Mittelamerikaner an zündenden Ideen. Meist versuchte es die Niederlande stattdessen mit Flanken von den Außenpositionen.
Schon in der zweiten Hälfte der Verlängerung brachte van Gaal den Schalker Huntelaar, der sich mit einem heftigen Einsteigen ins Gesicht von Navas allerdings eher unrühmlich einführte und prompt die Gelbe Karte sah (111.). Langsam schien in den Schlussminuten dann plötzlich den Holländern die Kraft auszugehen, denn auf einmal kam Costa Rica zu Konterchancen: Der eingewechselte Umena hatte aus halbrechter Position im Strafraum nach starkem Solo eine große Möglichkeit, scheiterte jedoch am gut reagierenden Cillessen (117.). Doch eine Top-Gelegenheit bekam auch die Elftal noch: Sneijder zirkelte einen Schuss vom Strafraumrand auf halblinker Position über Navas hinweg an die Querlatte - der dritte Aluminiumtreffer für die Niederlande!
Für das Elfmeterschießen wechselte van Gaal mit Krul für Cillessen dann einen vermeintlichen Spezialisten ein. Ein Schachzug, der sich voll auszahlte! Denn nachdem Borges und van Persie die ersten Elfmeter trafen, parierte Krul gegen Ruiz bereits den insgesamt dritten Versuch vom Punkt und - nachdem van Persie, Robben, Sneijder und Kuijt allesamt trafen - auch den fünften und damit entscheidenden Elfmeter der Costa Ricaner von Umana.
Die Niederlande trifft im Halbfinale am Mittwoch um 22 Uhr (MESZ) im Halbfinale in Sao Paulo auf Argentinien.