Horror-Nacht in Rustenburg: Englands Schlussmann Robert Green patzte beim 1:1 schwer. imago
Englands Nationaltrainer Fabio Capello hatte bis zwei Stunden vor dem Anpfiff noch einige Personalfragen offengelassen. Dann war es raus: Green hatte den Torwartdreikampf gegen Hart und James gewonnen, King verteidigte für den verletzten Kapitän Ferdinand neben Terry. Milner erhielt den Vorzug vor Joe Cole, und Heskey sollte Rooney im Angriff assistieren. Die oft als unvereinbar etikettierten Lampard und Gerrard mussten es in Abwesenheit des angeschlagen Barrys (Bank) nebeneinander vor der Abwehr versuchen.
Die USA, seit der starken Leistung beim Confed-Cup (2:3 im Finale gegen Brasilien) voller Selbstbewusstsein, setzten auch auf dreifache Unterstützung aus der Bundesliga: Der Frankfurter Clark, der Hannoveraner Cherundolo und der Gladbacher Michael Bradley, Sohn von Nationalcoach Bob, standen in der Startelf. Vorne begann überraschend Findley.
Terry abgesetzt, Ferdinand verletzt - also führte Gerrard die "Three Lions" im kleinsten Stadion der WM in Rustenburg mit der Binde aufs Feld. Und legte dort einen perfekten Start hin: Bei Heskeys Pass in den Strafraum entwischte der Liverpool-Star Clark und schob den Ball mit dem Außenrist an Howard vorbei zum frühen 1:0 ins Netz. Traumstart für England (4.)! Eine solch große Lücke offenbarte sich für die Amerikaner zwar in der Folge zunächst nicht, dennoch fanden sie schon bald besser ins Spiel, während die Capello-Truppe auf Spielkontrolle aus war. Altidore fehlte bei der besten US-Chance in der Anfangsphase das Timing beim Kopfball (19.).
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Und es blieb unterhaltsam, auch weil die Engländer das Bild der Experten zumindest teilweise bestätigten: hinten nicht immer sattelfest und auf der Höhe, vorne dafür mit vielen Ideen und großer Qualität. Die USA hielten respektlos dagegen. Bestes Beispiel: Cherundolo, der seinen durch einen Virus geschwächten Gegenspieler Milner des Öfteren düpierte - mit Folgen. Der englische Flügelspieler musste vorzeitig runter, Wright-Phillips kam (31.).
Im Mittelpunkt sollte vor der Pause allerdings ein anderer stehen, denn die unglaubliche Patzer-Serie englischer Nationalkeeper setzte sich fort: Dempsey zog aus 20 Metern unplatziert, ohne Gewalt und flach ab - doch Green ließ den Ball über die Hände springen (40.). Welch ein Bock! Johnson hätte im Gegenzug zwar fast für die erneute Führung gesorgt, dennoch blieb zum Pausenpfiff festzuhalten: Das 1:1 war leistungsgerecht.
Mit Carragher für King kamen die "Three Lions" aus der Kabine. Die erste Chance nach dem Seitenwechsel hatte Heskey, der, von Lennon sehenswert freigespielt, allein im Eins-gegen-Eins an Howard scheiterte (52.). Auch gegen Lampards Distanz-Knaller war der US-Keeper zur Stelle (63.). Rauf und runter ging's jetzt, auf der anderen Seite lenkte Green Altidores Schuss aus spitzem Winkel an den Pfosten (65.)! Carragher hatte dabei alt ausgesehen. Zehn Minuten später verzog der erst nach der Pause aufblühende Rooney einen indirekten Freistoß nur um Zentimeter.
Hier wäre Howard machtlos gewesen, gegen Wright-Phillips und wieder Rooney parierte er dann wieder glänzend (76.). Die USA kamen jetzt kaum noch aus der eigenen Hälfte, sie zitterten zunehmend dem Abpfiff entgegen. Auch mit Joker Crouch wollte den "Three Lions" aber der entscheidende - und angesichts der Schlussphase auch verdiente - zweite Treffer nicht mehr gelingen.
Nach dem vermeintlichen Topspiel der Gruppe C geht es für England am Freitag (20.30 Uhr) etwas leichter weiter: Algerien wartet in Kapstadt. Die USA messen sich bereits um 16 Uhr im Ellis Park von Johannesburg mit Slowenien.