Viel Kampf um den Ball: Der Slowake Durica (li.) und der Neuseeländer Bertos kämpfen um den Ball. picture-alliance
Neuseelands Trainer Ricki Herbert setzte in der Abwehr auf seinen erfahrenen Kapitän Ryan Nelsen, der seit 2005 bei den Blackburn Rovers in England verteidigt. Im Sturm agierten die Kiwis mit einer Dreiereihe, bestehend aus Killen, Fallon und Smeltz, der sich in der australischen A-League mit 19 Toren die Torjäger-Krone schnappte.
Der slowakische Coach Vladimir Weiss musste schon vor der WM einen Rückschlag verdauen, nachdem sein etatmäßiger Kapitän Miroslav Karhan von Mainz 05 wegen Achillessehnenproblemen passen musste. Zumindest wurde Abwehrstratege Skrtel vom FC Liverpool rechtzeitig fit (Probleme im Sprunggelenk). Ansonsten setzte Trainer Weiss auf bundesliga-erfahrene Profis: Sestak (Bochum), Zabavnik (Mainz), Durica (Hannover) und Jendrisek (Kaiserslautern) standen in der Startelf, hinzu kam noch der Ex-Nürnberger Vittek. Der Wolfsburger Pekarik nahm zunächst auf der Bank Platz.
Die leicht favorisierten Slowaken sahen sich zunächst überraschend forschen Neuseeländern gegenüber. Bertos über rechts brachte einige Flanken in den Strafraum, wo vor allem der lange Fallon und Killen lauerten. Die erste Chance des Spiels hatte dann auch Killen, doch nach einer Freistoßflanke köpfte er im Fünfmeterraum in die fangbereiten Arme von Keeper Mucha (5.).
Die Slowaken ihrerseits waren sichtlich darum bemüht, das Spiel mit langen Ballstafetten unter Kontrolle zu bekommen, doch größeren Raumgewinn schafften sie dadurch nicht. Neuseeland baute ab der Mittellinie ein engmaschiges Netz auf, das für die einfallslos nach vorne spielende Weiss-Elf kaum zu durchdringen war.
Neuseelands Torjäger Smeltz verzieht aus spitzem Winkel. picture-alliance
Ab der 25. Minute wurden die Aktionen der Slowaken auch dank Trainer-Sohn Weiss etwas gefälliger, wobei Torszenen zumeist nach Distanzschüssen zu bestaunen waren. Sestak zielte knapp am kurzen Eck vorbei (28.), Vittek verzog mit links (35.) und Hamsiks Flatterball konnte Neuseelands Torwart Paston gerade noch über die Latte lenken (43.). Brenzlig wurde es für die Ozieanier noch bei einem Blackout von Paston, der nach einem Rückpass ein Luftloch schlug, aber Vittek nutzt dies nicht aus (33.). Die zweite Chance für Neuseeland hatte Smeltz auf dem Fuß, doch der Stürmer schoss aus spitzem Winkel nur ans Außennetz (38.).
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Das 0:0 zur Pause war der verdiente Lohn für Neuseelands diszipliniertes Abwehrverhalten, den Slowaken dagegen fehlte es im Spiel nach vorne an Bewegung, so dass sie kaum einmal spielerisch bis zum Abschluss kamen.
Vittek: Das erste WM-Tor
Das wurde in der zweiten Halbzeit postwendend anders! Nach einer gelungenen Kombination über rechts mit Weiss und Sestak zirkelte der Bochumer die Flanke messerscharf auf Vitteks Kopf, der seinem Bewacher Reid im Strafraum entwischt war und den Ball ins lange Eck bugsierte (50.). Der erste WM-Treffer der Slowakei war höchst sehenswert, allerdings stand Vittek bei Sestaks Flankenball einen Schritt im Abseits - Pech also für die Kiwis.
Mit dem Führungstor im Rücken kam die fußballerische Überlegenheit der Slowaken immer mehr zum Tragen. Nun ließen sie den Ball geschickter laufen oder zogen sich entsprechend zurück und warteten ab, dass die Neuseeländer die Deckung etwas lockern würden. Dies taten sie auch, doch waren ihre Mittel zu begrenzt, um Skrtel & Co. zu überwinden - in Halbzeit zwei stand für die Herbert-Elf bis in die Nachspielzeit hinein kein Schuss aufs Tor zu Buche.
Die Slowaken dagegen lauerten mit den schnellen Spitzen Vittek und Sestak nun auf Konter und hätten bei Vitteks Vorstoß beinahe das 2:0 erzielt, doch Reid rettete in letzter Sekunde (69.), als er Vitteks Schuss aus acht Metern abblockte.
Reid besorgt den ersten WM-Punkt
Danach schien das Spiel gelaufen, denn die Slowaken hielten das zu-Null ohne große Anstrengung - zumal Smeltz bei einer Kopfball-Chance in der Schlussphase das slowakische Tor klar verfehlte (85.). Die Slowaken fühlte sich schon wie der sichere Sieger, doch in der letzten Minute der Nachspielzeit schlug Abwehrspieler Winston Reid zu, als er nach vorne stürmte und die Flanke von Smeltz eiskalt einnickte (90.+3.). Für Neuseeland war es der erste Punktgewinn bei einer WM, nachdem die Ozeanier zuletzt 1982 in Spanien an einer WM-Endrunde teilnahmen.
Neuseeland trifft am Sonntag, den 20. Juni um 16 Uhr in Nelspruit auf Weltmeister Italien, die Slowakei erwartet in Bloemfontein das Team von Paraguay (13.30 Uhr).